Marktgeschichten

Über Wochen hatten wir unser Haus entrümpelt. Schliesslich hat sich in der Waschküche einen Berg von vollgestopften Kisten angesammelt, von dem nicht klar war, ob dieser im VW Bulli Platz finden würde. Es müssen wohl 600-800 Dinge gewesen sein, welche wir zum Verkaufen an den Basler Flohmarkt geschleppt haben! Der grenznahe Basler Markt ist angeblich der dynamischste, wenn man buchstäblich alles mögliche aus den Haushalt loswerden will.

Wir hatten gerade erst mit dem Aufbau unseres Standes begonnen, da durchsuchten schon die Schnäppchenjäger unsere Sachen. Sie waren auf Schmuck und Kinderelektronik aus. Schliesslich ging ein reger Handel los. Bei uns hat fast alles 2 oder 3 Franken gekostet, ein paar Sachen auch mehr. Der Speckstein-Elefant aus Indien ging für 15 Franken an einen gepflegten älteren Herrn, der lange in Afrika lebte und Fernweh verspürte. Einem anderer Herrn war das edle Tropenholz des Humidors 12 Franken wert. Dass das Holz mit einem milchig gewordenen Lack überzogen war, hat ihn auch nach mehrminütiger Betrachtung nicht gestört. Wahrscheinlich hat er die Zeit, um wieder ein richtig schönes Schmuckstück daraus zu machen.

Küchenutensilien gingen überhaupt nicht. Zeit, diese Sachen wieder zu verpacken und anderen Kram feilzubieten. Einem grimmig dreinschauenden Mann hat der Picknick-Rucksack gefallen, und ein französisches Ehepaar hat viel Spielzeug für die Enkel gekauft. Unsere CDs für 1 Franken hat man wohl kurze Zeit später an den CD Ständen für 5 Stutz kaufen können.

Überraschend war, dass alle gebrauchten Schuhe schnell weg waren. Für die Kiste mit den Dutzenden von Adapterkabeln hat sich jedoch niemand interessiert. Wie aus dem Hut gezaubert kamen plötzlich mehrere Damen, welche Foulare kauften. Davor und danach fand niemand ein Auge dafür. Acht Krawatten gingen nach genauester Inspektion ‘en gros’ für 7 Fr weg.

Ein Student wollte wissen, ob der gelbe Kinder-Gumpiball mit Hörnern zum Festhalten sein Gewicht aushalten würde. Keine Ahnung, der sei für Kinder ausgelegt. Ja, das habe er sich schon gedacht. Er ginge heute eine Party, und das Motto sei Kinderspielzeug… Er hat den Ball für 5 Franken genommen.

Auch die vielen Bücher wurden rege durchsucht. Gekauft wurden jedoch kaum welche. Eine sehr feine ältere Dame fand dann doch noch Gefallen an den vielen Nora Roberts Bücher. Ich habe ihr angeboten, dass Sie für nur 5 Franken so viele Bücher nehmen könne, wie Sie tragen kann. Ein guter Deal, oder? Da hat sie mich freundlich angelächelt: Sie sei 93 und könne nur eines tragen. Dann hat Sie aber doch zwei gekauft, und Julia für das eilends gemalte Lesezeichen noch einen Franken gegeben.

Unsere Kleiderständern und -kisten haben vor allem bei Südost-EuropäerInnen (und südöstlich davon) Anklang gefunden. Bei den Klamotten hat man übrigens schnell gesehen, wer aus welcher Kinderstube kommt:

Ein schwarzhaariger Herr hat in königlicher Manier und sehr bedächtig einen Blazer von mir anprobiert, und dann lange seine Wampe angeschaut. Es war einfach zu wenig Stoff da. Beim zweiten Blazer war es genau dasselbe Problem. Als er den dritten anprobieren wollte hab ich ihm gesagt, dass alle von mir seien und daher die gleiche Grösse haben. Er war überrascht und enttäuscht zugleich.

Die Damen- und Kinderkleiderkisten sind bei den Kopftuch-Frauen auf reges Interesse gestossen. Die einen haben schön sorgfältig durchgesehen, die anderen regelrecht gewühlt.

Die Südosteuropäer (und südöstlich davon ;-)) sind übrigens auch mit Abstand am besten im Preise drücken. Mit guter Mimik und Humor schaffen sie es, sehr viel für sehr wenig einzukaufen. Vor Marktschluss ging es dann auch für uns mehrheitlich darum, nur noch möglichst wenig zurück nach Hause nehmen zu müssen. In dieser Situation gingen dann doch noch zwei Blazer weg: für Fr. 1.50 beide zusammen;-)!

Wie ist der Markt für uns gelaufen? Wir haben etwa 40% aller Artikel verkauft. Weitere 40% gingen in der darauffolgenden Woche ins Brockenhaus oder die Kleidersammlung. Der monetäre Erfolg hat gerade die Kosten für den Markt, das Auto, das sauteure Parkhaus, die Zwischenverpflegungen und das leckere Pizzaessen am Abend gedeckt. So kam es zu einer schwarzen Null, und zu einem Markterlebnis, das wir nicht missen möchten!

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