Feiertage im Paradies! Oder: Erste verpasste Weihnachten

‚Sankt Vincent und die Grenadinen‘ (SVG) ist womöglich der Staat mit dem längsten Ländernamen ;-). Für uns zählt vor allem das angenehm tropische Klima und die vielen kleinen Ankerbuchten oder Riffe. In den Tobago Cays beobachten wir farbige Fische und schwimmen den Meeresschildkröten nach. Die weichen, palmenbestandenen Sandstrände laden sowieso zum Verweilen und Spielen ein. In der Salt Whistle Bay essen wir tagsüber selbst gesammelte Kokosnüsse. Abends geniessen wir Poulet und Gemüse von einem der lokalen Restaurants. Die nächste Bar ist lediglich 20 Schritte entfernt, und Schuhe braucht es hier sowieso nicht.

Lokale Restaurants bestehen typischerweise aus einem einfachen Gerüst aus Holz oder leichten Stahlprofilen. Dieses Gerüst stützt ein Dach aus getrockneten Palmwedeln. Anstatt vier Hauswänden gibt es lediglich eine Rückwand mit einem Tresen davor. Unter jedem zweiten Tisch liegt lethargisch ein Hund. Der Fussboden ist der Sandstrand. Die Küche ist stets hinter einem solchen Schuppen platziert. Sie besteht aus einem Holzkohlegrill und drei Gartentischen unter einer Plastikplane. Toilette? Irgendwo zwischen den Palmen steht neben dem Stromgenerator ein allzu gemeinschaftliches Baustellen-WC.

Auf den Getränkekarten findet sich eine grosse Vielfalt an Drinks. Wenn man sich als Captain ausgibt kosten die Drinks weniger, weil man ja schliesslich eine ganze Crew mitgebracht hat. Zu essen gibt es stets frischen Hummer, Fisch oder Poulet. Keiner differenziert sich vom anderen und jeder sagt, dass er der beste sei. Irgendeiner hat recht! Das Geschäft beruht gänzlich auf Crews von den besuchenden Yachten. Bei 10 bis 20 Yachten pro Bucht und Nacht kann man sich leicht ausrechnen, dass es für die Locals nicht allzu viel Arbeit gibt. Sicherlich ist hier nicht alles paradiesisch. Und wie immer kommt es eben auf den Standpunkt und ab und zu auf den Geburtsort an.

Wir unterstützen die lokale Wirtschaft dadurch, dass wir den sogenannten Boat Boys den einen Fisch oder den anderen Bananenkuchen abkaufen. Die Sachen werden direkt am Schiff verkauft, und die Fische auf Wunsch auch filetiert. Allerdings kann hier nicht unerwähnt bleiben, dass die Preisvorstellungen zuweilen eine Frechheit sind (zB 30 USD für 500 Gramm Bananenkuchen). Man kann es ja mal probieren.

Im Gegensatz zu Barbados kann man in SVG von der Weihnachtssaison überhaupt nichts spüren. Das passt bestens mit der Stimmung von uns und unseren Freunden zusammen. Jedenfalls haben wir auch nichts von einem Vorweihnachts-Stress gemerkt, haha! Einzig Gotti Birgit hat mit ihrem herzigen E-Mail-Adventskalender dafür gesorgt, dass wir täglich etwas vom Schweizer Dezemberwetter mitbekommen haben! Und schliesslich gab es für unsere Kiddies sogar noch das eine oder andere Päckli!

Bei unserer Weihnachts-Strandparty waren fast 30 SeglerInnen, die Hälfte davon Kinder. Zusammen haben wir den Atlantik überquert, und zusammen haben wir Weihnachten gefeiert. Weihnachtlich war es in dieser Umgebung jedoch niemandem zumute.

Unsere internationale Weihnachtsgesellschaft hat sich mittlerweile in verschiedene Richtungen verstreut. Die einen wollen nach den kleinen Antillen in die Azoren, nach Kuba, in die Bahamas, oder durch den Panamakanal in den Pazifik. Das führt zu verschiedenen Zeitplänen. Wir gehen erst mal in Richtung Süden nach Grenada.

Zunächst treffen wir – immer noch in SVG – heute mit den drei anderen Schweizer Schiffen zusammen, welche ebenfalls mit uns herübergekommen sind. Die Sylvesterlaune ist vollständig intakt, und wir sehen mit viel Vorfreude einem ‚gmögigen Sylvesterhöck‘ und einem guten neuen Jahr entgegen!

Ein herzliches „Prosit Neujahr” allseits!

AO-Xing days 13 & 14

Crew post by Jeanette:

One month with Yuana for me now! And finally today I introduced the proper rules to the Uno-game that is the very favorite game of the kids. Probably played hundreds of times in the last two weeks by now. And by that I also finally won big time.

Time flies, only two more days to go now and it looks we will arrive at a good time of the day somewhere before lunch. I think everybody both enjoys time but also longing a bit to get there.

Especially Markus talks a lot about all kinds of food he misses, like steak, pizza and espresso. Although fishing has been more successful for a while now and yesterday dinner served a very nice one.

We also ran out of most breakfast, at least for those of us who does not think corn flakes goes with orange juice! But fortunately Manuela let me know where the Bounty’s are hidden, and Markus does not, so I have my night-watch snack still to enjoy.

By now all that is missing is some dolphins or wales. Except from lack of wildlife the crossing has so far been absolutely fantastic!

Nautical miles during the crossing:
Day 14: 144 nm
Day 13: 142 nm

Weiter Richtung Süden

Während in der NZZ diskutiert wird, welche Weine am besten zu Wildgerichten passen, geniessen wird die sommerlichen Temperaturen auf Madeira – Tag für Tag, Tag und Nacht.

Dass Madeira ‘die Blumeninsel’ genannt wird, ist uns nicht neu. Was hingegen im Oktober noch alles blüht, hat uns überrascht. Schon bei unserem ersten Spaziergang vom Hafen weg gehen wir durch schöne Parkanlagen und finden blühende Hibisken, Sterlizien und Frangipani. Letztere haben für uns eine besondere Bedeutung: Während unserer Flitterwochen auf den Seychellen wurde unser Häuschen dort täglich mit frischen Frangipani-Blüten verschönert. Wir haben die Frangipanis lieb gewonnen, und wir haben nun seit vielen Jahren das erste mal wieder Frangipanis zu Gesicht bekommen.

Besonders schön ist auch, dass wir mittlerweile den regen Kontakt mit anderen Booten pflegen. Fast alle Schiffe, die in dieser Jahreszeit hier unterwegs sind, sind Fahrtensegler, wie wir. Fast alle wollen über den Atlantik. Die TRITON’s, KISU’s und andere Schiffe haben wir schon am Festland kennengelernt. Man sieht sich immer wieder, und einige Crews sind uns schon richtig ans Herz gewachsen.

Glücklicherweise sind auch Boote mit Kindern unterwegs. Schon manchen Nachmittag oder Abend haben wir mit anderen Familien verbracht. Unsere Kids haben mit denjenigen der französischen Yacht SHAMROCK Sammelkarten aus dem Supermarkt getauscht. Die fünf Kinder von TINTOMARA und YUANA haben zusammen Zahlenspiele auf English gemacht. Als sie sich schliesslich gegenseitig das Zählen auf norwegisch und deutsch beibringen wollten, sind sie fast umgefallen vor Lachen.

Wenn sich eine Crew aus einem Hafen verabschiedet, so freut man sich stets auf das nächste Wiedersehen. Wenn es sich dabei um ein Kinderboot handelt, dann schwebt plötzlich Melancholie über dem Hafen, und wir wollen dann manchmal auch schon wieder weiter.

Auf dem Weg vom benachbarten Porto Santo nach Madeira haben wir endlich unseren ersten Fisch mit Schleppleine gefangen. Unser Köder war diesmal ein blau-silberner Gummi-Tintenfisch. Gefangen haben wir einen roten Thunfisch von etwa 65 cm Länge. Fische zu zerlegen gehört für unseren Sohn zum interessantesten, was das Seglerleben zu bieten hat. Jede noch so kleine Flosse will untersucht und verstanden sein. Unter anderem haben wir während den Untersuchungen auch gemeinsam beschlossen, dass ein Fisch die Blutgruppe F hat. Die grosse Schwanzflosse mussten wir gar bis zum nächsten Tag aufbewahren, um sie erneut untersuchen zu können. Zunächst jedoch wurde der Thun filetiert, in Streifen geschnitten, etwas gesalzen, mit Zitronensaft beträufelt, und schliesslich beidseitig 10-15 Sekunden in der heissen Pfanne angebraten. Zusammen mit Reis hat der Fisch so einen feines Abendessen für uns vier abgegeben.

Ein anderes aktuelles Thema bei uns an Bord sind die Verwüstungen einiger Karibikinseln durch Irma und Maria. Ob wir Dominica, Barbuda oder die British Virgin Islands werden besuchen können wissen wir heute nicht. Diese und weitere beschädigte Inseln standen auf unserer Reiseliste. Als Alternative haben wir Segelrouten nach Puerto Rico, zu den Turks & Caicosinseln sowie in die Bahamas studiert. Dann wurde auch Puerto Rico zerstört. Mittlerweile haben wir wahrscheinlich einen Weg gefunden, wie wir mit dieser Situation umgehen wollen. Wir werden demnächst separat darüber schreiben.

Nun erkunden und geniessen wir erst mal Madeira. Manuela hat den Reiseführer mittlerweile intus, und auch die Touri-Info besucht. Sie weiss nun, welche Sehenswürdigkeiten wir am besten zu Fuss, mit ÖV oder mit einem Mietwagen besuchen können. Einiges können wir als Exkursion mit der Bordschule verbinden, anderes machen wir an Nachmittagen oder am nächsten Wochenende. Wir bleiben noch eine Woche an diesem schönen Ort. Danach geht es weiter, weiter südlich, in die Kanaren.

Sonntag auf der Biskaya

Unser Sonntag auf der Biskaya war gemütlich und abwechslungsreich. Am frühen Samstagmorgen sind wir in England gestartet, zu unserem ersten weiten Sprung, in einem Stück bis nach Spanien. Dabei überquert man zunächst den Ärmelkanal, und dann geht’s in einem Zug über die Biskaya, nach La Coruna. Auch mit dem Auto wäre das eine sehr lange Fahrt. Man würde zunächst ein Stück die englische Küste rauf, dann mit der Fähre über den Kanal, durch Frankreich bis nach Biarritz, um dann von Bilbao her die lange und schöne spanische Nordküste in Richtung La Coruna abzufahren. Wir haben Glück und können fast Luftlinie fahren. Am frühen Dienstagmorgen werden wir wohl in den spanischen Hafen einlaufen.

0 Uhr: Seit Stunden kommen wir bei 15 Knoten Halbwind, kleiner Welle und gutem Gezeitenstrom mit teils über 9 Knoten voran. Wir passieren die Insel Ouessant westlich. Bereits zum zweiten Mal auf unserer Reise fahren wir durch französische Gewässer, ohne einen Stopp an Land einzulegen. Noch viele Stunden werden wir das helle Licht den Ouessant-Leuchtturmes am Horizont erkennen.

2 Uhr: Der Sohnemann hat sich unter drei Decken auf der Cockpitbank eingemummelt, und schläft nun tief. Tapfer hat er Nachtwache gehalten, die schnell ändernden Fahrtrichtungen der Fischer auf dem Plotter verfolgt und darauf geachtet, ob unser Kurs frei ist von anderen Schiffen. Mir bleibt das Licht von Ouessant. Die typisch französischen Staccato-Funksprüche werden immer weniger.

4 Uhr: die stets neu gestellte 20-Minuten-Eieruhr weckt mich einmal mehr auf. Einige Fischerboote vor uns sind noch etwa 2 Stunden entfernt. Das Radar zeichnet jedoch eine grosse Reflexion auf die elektronische Seekarte, grösser als jedes Schiff. Es ist eine Regenzelle. In der Nähe fällt der Wind erst mal zusammen. Ich rolle die Genua weg und umfahre die Zelle, um nicht in die Böenzone zu geraten.

6 Uhr: Manuela hat vor einer Stunde die Wache übernommen. Ich habe sie schlafen lassen, solange es irgendwie ging. Bei tiefster Müdigkeit erlebt man es als ein grosses Privileg, wenn die Wachablösung umgehend kommt, und man sich einfach hinlegen kann. Kurze Zeit später fällt unsere Geschwindigkeit unter 4 Knoten. Zeit für den Dieselwind. Die Genua wird erneut weggerollt.

8 Uhr: Die Morgensonne wärmt, die mondhelle Nacht ist längst vorbei. Wir hatten die ganze Nacht über Besuch von Delfinen. Wenn man sie nicht schon vorher gesehen oder platschen gehört hat, so hat der Flachwasseralarm angezeigt, dass wir nicht alleine sind: Wenn im weit über 100 Meter tiefen Wasser plötzlich nur 2 Meter Wassertiefe angezeigt werden, dann war einer der schönen Tiere gerade unter dem unserem Echolot durchgeschwommen.

10 Uhr: Nun endlich bekommen auch die Kinderaugen viele Delfine zu Gesicht. Es ist ein grosses Aahhh und Oohhh, gefolgt von Klatschen für besonders tolle Delfin-Sprünge. Zum Frühstück wird das letzte Konfi-Glas mit Igiser Erdbeeren geöffnet, wir werden sie schon bald vermissen.

Zu unserem Sonntagmorgen gehört jeweils auch das Öffnen einer der 52 kleinen Rollen aus einer gelben Dose, welche wir zum Geburtstag geschenkt bekommen haben. Die Rollen sind kleine Zettel, auf denen ein Wunsch, eine Lebensweisheit, oder ein Bibelspruch steht. Heute ging es darum, dass man für andere ein Segen sein kann. Wir besprechen das mit den Kindern, und sie freuen sich darüber. Gerade auch bei solchen Gelegenheiten denken wir gerne an den warmen und berührenden Abschied, den wir von unserer reformierten Kirchgemeinde erhalten haben.

12 Uhr: Bei Windstille und wellenlosem Wasser lässt es sich in der Bordküche besonders gut arbeiten. Trotzdem sind wir froh, nur das nötigste machen zu müssen: Manuela hat nämlich bereits in England vorgekocht. Obwohl sich der kardanisch gelagerte Gasherd permanent den Schiffsbewegungen anpasst, will man unterwegs möglichst kurz mit Gasherd, heissen Pfannen und siedendem Wasser hantieren.

14 Uhr: Den Kontientalsockel, der wegen seiner Wellen so berüchtigt ist, haben wir im Flachwasser überquert. In diesem Falle hat uns die Windstille sehr geholfen, und wir sind froh, nicht schon einen Tag früher ausgelaufen zu sein. Tatsächlich haben wir nun 4800 Meter Wasser unter uns. Wichtig auch: jetzt sind wir erstmals auf unserer Reise südlich von unserem Wohnort in der Schweiz! Zunächst fallen die Faserpelze, später auch die Pullis darunter. Auch an der Temperatur wird offensichtlich, dass wir südlich fahren.

16 Uhr: Unsere Angelrute ist jetzt endlich im Betrieb. Wir haben in England Makrelenköder gekauft, Drei Fischhaken an einer Leine, jeder mit einer farbigen Feder dran. Bis am späten Abend wird kein Fisch anbeissen. Vielleicht bräuchten die französischen Makrelen blau-weiss-rote Federn statt das blau-rot-weiss des Union Jack? Vielleicht liegt der Misserfolg auch daran, dass es hier keine Makrelen gibt, oder dass wir als Fischer-Greenhorns anstatt eines Bleigewichtes eine chromglänzende Schraubenmutter hinten an unsere Schleppleine gehängt haben.

18 Uhr, ganz grosses Kino: Ölig liegt die See, und lustlos flappt unser Grosssegel in der geringen Dünung hin und her. Wir lassen es lediglich stehen, weil es die seitlichen Schiffsbewegungen dämpft. Ich bin gerade auf dem Weg in die vordere Kabine zum Vorschlafen, da sieht Manuela ihn als erste, einen Walfisch, wohl fast so lange wie unser Schiff. Seitlich kommt er auf uns zu, und wir überlegen, ob wir verlangsamen sollen, um nicht zu kollidieren. Schliesslich geht der Wal aber einige Meter hinter uns durch. Die Angelhaken lässt er zum Glück in Ruhe. Wir sehen ihm nach wie er seine Fontänen ausstösst. Wunderbar.

20 Uhr: Stündlich ruft Junior auf dem Seefunk in Englisch unsere Kollegen von der kanadischen Yacht auf. Wer sich wohl schon alles an die Kinderstimme gewöhnt hat? Die Küstenwache hört uns sicherlich nicht mehr, wir sind längst ausserhalb Funkreichweite zum Land. Unsere Kanadier waren ausserhalb des Verkehrstrennungsgebietes gefahren, wir innen durch. Das hat uns wohl ausser Funkreichweite gebracht.

22 Uhr: Der Junge ist heute müder als sonst ins Bett gefallen. Nun will die Tochter Nachtwache schieben. Wir suchen auf dem iPad nach Sternbildern. Schon bald aber zieht sie das Bett der harten Cockpitbank gegenüber vor.

24 Uhr: Die Schweizerflagge leuchtet im Licht der LED-Achterlaterne in kaltem Rot und Weiss. Ich geniesse es, die Schweizerflagge übers Meer zu führen. Seit fast 18 Stunden schiebt uns der Motor durchs Wasser. Die neuesten Wetterdaten zeigen, dass Flaute noch viele Stunden anhalten wird.

Rundherum hat es Wasser am Horizont, der sich bei Vollmond erhellt vom Meer absetzt. Einige Schleierwolken stehen in fahlem Weiss am Himmel. Heute funkeln nur die hellsten Sterne. Weit und breit ist nichts als Wasser. Wir sind alleine, und es ist schön, hier zu sein.