Zurück in Europa!

Hallo Zusammen, hier sind wir wieder, zurück in der alten Welt, genauer gesagt auf den Isles of Scilly vor der südwestlichsten Spitze Englands. Man erkennt Nordeuropa zunächst vor allem daran, dass der Nordwind eine Prise Eis mit sich bringt, und dass unsere Schiffsheizung wieder läuft.

Auch brauchen wir keine ‚Atlantiküberquerungstage‘ mehr zu zählen. Yuana hat uns in den letzten Wochen hervorragend vor dem weiten Meer geschützt, und nun schützen wir sie wieder vor den Felsen der Küste. Das ist der Deal.

Wenn man den Zwischenhalt in den Azoren für den Moment mal ausklammert, so haben wir ab Karibik (Sint Maarten) bis hierher 25 Reisetage benötigt, und dabei fast 3‘600 nautische Meilen oder 6‘600 Kilometer zurückgelegt. Wie Winde waren günstig für uns, und alles ist störungsfrei abgelaufen. Das ist sehr bemerkenswert für mich, denn diese lange Etappe war stets die grosse Knacknuss an unserem gesamten Projekt überhaupt. Diese Nuss hat sich nun als durchaus knackbar erwiesen, und macht uns froh und dankbar.

Die Rückfahrt war trotzdem relativ kurz, wenn man die Rückreisezeit in Relation zur Hinreise stellt. Ab England bis in die Karibik (Barbados) hatten wir uns nämlich satte vier Monate gegönnt. Der Weg war das Ziel.

Der Weg bleibt das Ziel. Auch den nächsten Wochen wird es uns nicht langweilig werden. Nach den Islands of Scilly werden wir wahrscheinlich die Kanalinseln und die Normandie besuchen, und bei Gelegenheit noch den einen oder andern richtig gut englischen Yachtclub mitnehmen. Wir freuen uns schon darauf! Die Schweiz muss also noch ein bisschen warten.

Schöne Grüsse von Markus mit Familie

Atlantiküberquerung 2, Tage 21 – 23

Was wäre eine Ozeanfahrt ohne das Abschicken einer Flaschenpost? Schon in der Karibik haben wir für diesen Zweck passende Flaschen beiseite gelegt. Bald sind zwei schöne Kinderbriefe verfasst und werden in je eine der Flaschen gesteckt.

Die schwere bauchige Flasche des Plymouth Gin hat lediglich einen einfachen Schraubverschluss. Der wird nicht lange dichthalten. So schmirgeln wir einen Champagner-Korken auf das passende Mass und würgen diesen in den Flaschenhals hinein. Wie lange steht der Bügelverschluss der Rhumflasche die Seereise wohl durch, ohne zu rosten? Schliesslich wickeln wir beide Verschlüsse mit wasserdichtem und UV-resistentem orangem Vulkanisierband ein. Die Flaschen sind jetzt garantiert sehr lange dicht, und sie sehen wirklich auffällig aus.

Das Aussetzen einer Flaschenpost ist ein grosser Akt! Die einen verspüren dabei gar einen Trennungsschmerz! Tatsächlich sehen die hinter uns dümpelnden Flaschen äusserst einsam aus auf dem grossen Meer, und bald können wir sie nicht mehr sehen. Dafür liegt ein Hauch von Abenteuer in der Luft. Es sind noch viele hundert Kilometer bis zur nächsten Küste. Wenn es eine bis dahin schafft, dann zerscherbelt sie vielleicht an einem Fels. Mal sehen, die Lieferung könnte durchaus unendlich lange dauern.

Wir haben guten Rückenwind und die Tage laufen ganz passabel. Wie immer werfen wir die organischen Küchenabfälle einfach zum Küchenfenster raus. Liebe LeserInnen zuhause, stellt euch einmal vor ,ihr könntet die Grünabfälle einfach zum Fenster rauswerfen und schon wären sie zurück in der Natur. Kein Grünkübel, keine Fruchtfliegen, kein Kompost, und doch alles gut… So eine Seefahrt hat eben schon ihre Vorteile, haha.

Sodann haben wir nach reiflicher Überlegung unser nächstes Reiseziel abgeändert. Bei Abfahrt in den Azoren wollten wir eigentlich Brest in Frankreich anlaufen und die Bretagne besuchen. Die Gegenwinde der kommenden Woche würden es uns jedoch sehr schwer machen, von Brest aus in den Ärmelkanal und weiter nördlich zu kommen. So haben wir entschieden, anstatt Brest die Islands of Scilly anzulaufen. Die Scillies sind eine kleine Inselgruppe vor der südwestlichsten Ecke Englands. Normalerweise kommt man dort nie vorbei, und das ist jetzt unsere Besuchsgelegenheit.

Die Nächte verlaufen recht ruhig. Wir können die Nachtwachen mit dem anhaltend günstigen Rückenwind problemlos zu zweit durchführen. Markus ist jeweils von 20 bis 2 Uhr im Cockpit, und Manuela deckt die Zeit von 2 bis 8 Uhr ab. So kann jeder einmal lang schlafen, und den Rest holen wir tagsüber nach, wenn wir nicht gerade Essen machen, abwaschen oder Schule geben. Ja, so eine Seereise hat auch Nachteile!

Unsere Rettungswesten tragen wir sowieso fast immer. Zusätzlich ist nachts jeder draussen im Cockpit mit einem Gurt am Schiff angebunden. Es darf absolut keine Möglichkeit geben, dass jemand über Bord geht, zum Beispiel auch nicht bei dem unwahrscheinlichen aber doch möglichen Zusammenstoss mit einem Wal.

Zu unserer grossen Freude ist in diesen Nächten das Meeresleuchten zurück, und zwar in einer ganz neuen Form. Zu beiden Seiten leuchten grossflächig die Turbulenzen der Bugwelle. Zusätzlich setzt jede auf dem Meer brechende Welle ihren Leuchtteppich frei. So kommt es, dass nachts überall um uns herum kleine Lichter aufleuchten und wieder auslöschen, es ist fabelhaft! Das Beste ist jedoch der knapp 1 Meter breite und 30 Meter lange Leuchtteppich, welcher Yuana im Kielwasser hinter sich herzieht! Jetzt fehlen nur noch die Leuchtspuren umherfliegender Delfine!

Wir machen Schule und Spiele, wo man nicht viele Bücher und Hefte auslegen muss. Geographie steht zur Zeit ganz hoch im Kurs. Auch die französischen Lernkarten für das kleine Einmaleins bewähren sich wieder mal prächtig. Ein ganz beliebtes Spiel dieser Tage ist der Schrei-Contest wie die Kinder sagen (wer kann am lautesten quieken?). Abends zieht zuweilen das blaue Kamel durchs Schiff und kitzelt die Kinder aus.

Hier folgen noch die Etmale der letzten Tage. Wer sich wundert weshalb unser Weg auf der PredictWind-Seite nicht mehr geplottet wird, dem sei versichert, dass wir immer noch unterwegs sind. Mein PredictWind-Abo ist diese Woche ausgelaufen, und der Plott-Service damit auch.

Die Tage sind Segeltage ab Sint Maarten, Karibik:

Tag 23: 151 sm
Tag 22: 142 sm
Tag 21: 156 sm
Tag 20: 154 sm
Tag 19: 159 sm
Tag 18: 142 sm (Tag 1 ab Azoren)

Atlantic Crossing 2, Days 18 – 20

Finally we collected a certain minimum of Azore impressions and thus become ready for continuing our Atlantic Crossing. The first day back on the wide open ocean gives us low winds and a lot of motoring. A slow start is good because it helps everyone familiarizing with the waves and motion in general. It isn’t boring at all. We use the calm time to play games and read e-mails from dear friends at home again. Thanks to all of you, missing all you guys! And see you soon!

On our second day after Azores we finally catch a fish! It is the first one on this crossing, a 54 centimeter tuna with long side fins and a green-blueish back. Our son insists to do all the filleting work by himself, with the sharp knife of course. Indeed he does a very nice job and we are proud of him!

By the way, we process the fish by killing it and cutting the filets away. The belly stays closed and there is no big mess on the deck. Finally the whole fish goes back over bord, as it was, just without its sides.

Then follows a very speedy day with sustainedly strong back winds of force 6-7 and waves peaking at three meters. We have the main sail on starboard and the head sail poled out on port side. Each wave gives us an extra speed and we clock almost 90 nautical miles in 12 hours, brilliantly!

You know what’s the best of it? We can just hang out in the cockpit and relax in the sun. The boat does everything by itself. It’s time for another Cohiba cigar and for memorizing the moment. Whereas the kids make a movie session under deck, Manuela and I find some time to discuss future plans for the job and how to make our living room at home more cozy.

The next night becomes fresher, with stars instead of clouds. I reach for the long pants and woolen cap which were once stored in the most hidden corner of Yuana. Yepp, long pants. And socks and a pair of shoes. And a woolen cap and the gloves.

The following morning I use the same long pants and take a seat in the cockpit next to Manuela. She starts smiling like something. ‘What’s up?’ ‘Oh, you remember me of home!’ ‘Why?’ ‘I smell my washing soap from your jeans!’

In fact, those pants were really used the first time on this trip. Here you should know that our washing soap from home comes with a very gentle scent only, almost nothing. But somehow it superseded the horrible Caribbean soaps which we used for all other clothing stuffed in the same locker.

Manuela’s nose is really good. Believe me, she would even smell a chocolate wrapper which I disposed in the bin, after having had the chocolate by myself.

End of day three after Azores (day 20 on this crossing) brings us another school of dolphins. They play around the boat and enjoy jumping and diving around our bow.

Atlantic Crossing 2, Days 16-17

Day 16 brings us dolphins, and hundreds of them. One dolphin school goes and the next would come soon. They even travel with us through the night! The baby dolphins move in perfect synchrony with their mums. The jumpers jump and the speedies make crazy quick changes in direction at fast pace. So good to see them!

What feels less good are the cold northerly winds. The air temperature is down to 16 degrees, with the wind chill further lowering it to estimated 12 degrees.

On the last day, we get head winds and this is when sailing becomes either fun or nasty, depending on the view. This time it is an uphill battle. True wind is at 25 knots which my doesn’t sound so bad, but it’s definitely far away from being comfortable. Waves break against the hull, the cockpit gets an ugly shower, and we have plenty of motion and noise inside the cabin.

The chilled Caribbean ‘ting’-lemonades stay in the fridge. Hot tea is the preferred drink now. The writing on the tea bag in German language says something about feeling well and cozy. But also two or three cups wouldn’t bring the Caribbean warmth back into the toilet seat. Everything feels cold and the last bit of Caribbean humidity can be found as condensed droplets on the cold aluminum frames of the windows, what a change 16 1/2 day on sea can do!

Since we were a bit lazy with adjusting the clock, we had to turn it forward by one hour, on four days in a row. That makes us sleeping long into the mornings. The good thing about getting considerably further north is that the evenings get longer before it gets dark. Oh how great this is!

After 2’420 nautical miles or 4’500 Kilometers on sea we are now reaching the outermost post of the Azores Islands. Those nine islands are still pretty far out in the Atlantic Ocean. They belong to Portugal and are part of the European Union, however the islands called Flores and Corvo geologically sit on the Northern American tectonic plate. That means that after Europe, Africa and Central America, our trip comes to a tiny little halt in North America ;-)!

Once more, YUANA did an outstandingly great job. Nothing broke so far on this crossing. So we could just focus on reaching our destination! That can by far not be taken for granted. Again: Great Hallberg-Rassy, apparently with appropriately performed maintenance. Touch wood.

The bigger compliment however goes to Manuela and the kids. Being at sea can be tough. Perhaps we wouldn’t have gone sailing, would we have known how tough such a crossing can be. Why? We wouldn’t have imagined that we can do it! And we did it and it was more all right!

Particularly the daughter wasn’t keen on sailing long distances. To relax, we gave her the option to fly from Azores to our next stop in France, would she be completely fed up with blue water cruising. Looking at her now, we see a pretty proud young lady who is aware of her achievement, with no further discussion about flight schedules. Isn’t that unbelievably great?!

On Flores, our extra crew Michael will leave the Yuana team. Michael experienced some though days with motion thickness. But finally and that is what counts, he realized his dream of an Atlantic Crossing, Congratulations!

We plan to stay a bit in the Azores, before sailing back to the continent.

Sailed distances:
Day 17: 60nm (approx)
Day 16: 130 nm

Atlantiküberquerung 2, Tage 13-15

Seit wir in Holland abgefahren sind, nutzen wir das neuseeländische PredictWind, um uns ein Bild über das Wetter der nächsten Tage zu verschaffen. PredictWind stellt vier Wettermodelle zur Verfügung, deren Prognosen über 3-5 Tage recht konsistent sind. Darüberhinaus weichen die Vorhersagen ad extremis diametral voneinander ab. Aufgrund der Angaben von PredictWind haben wir unsere bisherigen Abfahrtszeiten und Strecken geplant. Meist waren wir ja nicht länger als 24 Stunden unterwegs.

Steht eine zweiwöchige Reise durch ein unbeständiges Seegebiet an, so bringt klimatologisches Fachwissen die Erkenntnisse, welche für eine schnelle und komfortable Routenwahl notwendig sind. Weil beides sicherheitsrelevant und für uns wichtig ist, haben wir einen ausgewiesenen Spezialisten für das sogenannte Weather Routing ins Yuana-Team geholt.

Sebastian von der WetterWelt in Kiel schickt uns etwa alle 5 Tage seinen Vorschlag, wie wir den weiteren Routenverlauf planen können. Stets folgen wir Sebastians Empfehlungen, oder besprechen mit ihm unsere Alternative. Das gibt uns zusätzliche Sicherheit bei der Streckenwahl, und obendrein macht die Zusammenarbeit Spass! Sebastian wird uns bis ans europäische Festland begleiten.

Spass haben wir auch sonst an Bord: Endlich gibt ab und zu es Delfinbesuch. Es ist jedes Mal toll, diese Tiere bei ihren grazilen Luftsprüngen oder den schnellen Spitzkehren im Wasser zu beobachten.

Mehr Spass? Raclette auf dem weiten Ozean. Dem gibt es nichts hinzuzufügen. Ausserdem haben wir während dem Essen gelernt, dass die Flamen Ellenbogen sagen, wenn es bei uns Hörnli gibt. Einem Glückspilz sagen sie Glücks-Sack! Wenn wir Schweizer früher Mohrenköpfe und die Deutschen Negerküsse genossen haben, so hatten die niederländisch sprechenden Belgier dafür einen Ausdruck, den ich hier unmöglich wiedergeben kann: weder politisch korrekt noch jugendfrei. Wer es unbedingt wissen will, der kann mich ja fragen.

Unser Belgier Michael (wir nutzen oft auch den Belgischen Standardnamen Jan für ihn) ist mittlerweile auch schon recht gut bei schweizerischen Zungenbrechern: Dä Papst hät zSpiez sSpäck Bschteck zspat bstellt geht schon fast fehlerfrei!

In der ersten Nachtschicht (ca 22 bis 2 Uhr) schaue ich dem Wetterleuchten zu. Gemäss Radar ist es 25 Meilen entfernt. Die Höhenwinde bringen es jedoch rasch zu uns, und so bricht auf Yuana plötzlich der Wetter-Aktivismus los. Schnell wird die Fock gerefft. Notebook, Tablets, Handys und der Satellitenempfänger wandern umgehen in den Backofen. In diesem Faradayschen Käfig sind sie offenbar vor Blitzschäden geschützt.

Das Gewitter zieht mit einigen hellen Zuckungen über uns hinweg. Passiert ist zum Glück nichts.

Etmale:
Tag 15: 134 sm
Tag 14: 150 sm
Tag 13: 155 sm

Atlantic Crossing Days 10-12

Our expectations about what to find north of the high pressure ridge were like ‚just wind‘. We got the winds, quiet nicely in average. Unfortunately we got more than that. Compared to the before the high, the weather has changed completely:

The air is now fresh and humid, with fog particles at times, feeling cold at night. We had to dig for pullovers and long pants, something we haven’t been using for far more than half a year.

We are already 2000 kilometers away from the Caribbean. Looking up our last photographs from Sint Maarten show plenty of beach fun and beach bar. Now and just two weeks later, all those pictures appear like distant memories.

At least we are progressing well and make good speed, our bow cutting North Atlantic waters. Bermuda is in safe distance 😉 and we are sailing eastwards. There is a map pinned to our saloon wall, with colorfully decorated post-it’s around. Every 200 Miles the kids can grab one of the post-it’s, each one hiding a little surprise ready on its back side. As the clock shows 1’250 nautical miles to go, it is time for the Half Way Party! Adults get some bubbles and the kids a movie time with sweets and pop corn.

Our radio nets with Gianni become more colorful day by day. Firstly we would always tell each other the current, positions, course, speed and sail configuration. Then follows discussion of weather forecasts and conclusions for next waypoints. Our decisions were quite similar so far. Finally we exchange tails about sailing boats, design aspects or yachting destinations. That’s quite a bunch of talking, twice a day. On either side, the whole crew sits around the speaker and listens what moves the other boat.

What are the kids doing all day long? They enjoy their postponed spring holiday. For once it includes a lot of screen time. The boy became a real fan of Harry Potter. In the evenings we read the books in English, and on the next day, he would read the same in German again. Moreover, he deeply studies whatever related information he can get from our offline Wikipedia. And that’s a lot! The daughter loves playing computer games developed by her brother, quite fun actually! Then she uses her new drawing pens. She can sit in a corner for hours, drawing the same picture several times, until she likes it best.

Day 12 brings us the cold front of a low. It passes with some wind increase an significant change of wind direction. Already before that, the sea went up with waves of 4 Meter peak height. They are more fun than a problem as they don’t break this time. Yuana takes those waves very easily, going smoothly up and down with no hassle at all. It was fun flying down the waves, Yuana going faster than 12 knots.

The end of the day brings us low winds thus motoring through the night.

Sailed distances:
Day 12: 147 nm
Day 11: 156 nm
Day 10: 158 nm

Atlantiküberquerung 2, Tage 7-9

Nach sechs Tagen unter Segeln befinden wir uns bereits wieder auf der nördlichen Breite von Madeira, wenn auch noch immer auf der amerikanischen Seite des Atlantiks. Nun stecken wir bereits in der Flaute des langgezogenen Hochs, welches die südlichen Ostwinde von den nördlichen Westwinden trennt. Dieses Hoch müssen wir queren, und das geht nur mit dem Motor.

Nach der Schaukelei der vergangenen Tage ist uns das Hoch eine willkommene Abwechslung. Man kann sich im Schiff bewegen, ohne sich laufend irgendwo festhalten zu müssen.

Weil es hier keinen Wind gibt sind auch die Wellen zahm, und so halten wir das Schiff an und springen zum Baden in den weiten und tiefen Ozean. Dabei bleibt immer einer an Deck. Es soll ja mal einen schweren Vorfall gegeben haben, wo die ganze Schiffsbesatzung ins Wasser sprang. Jedoch kam keiner mehr zurück an Deck, weil man die Badeleiter nicht heruntergeklappt hatte.

Während wir fröhlich baden fährt mit einigen Meilen Abstand der VERMONT TRADER vorbei, einer der Ozeanriesen, welcher die Güterflüsse der globalisierten Welt am laufen hält. Es ist bei weitem nicht das einzige kommerzielle Schiff, welches wir in diesen Tagen sehen. Leider schwimmt entlang dieser Schifffahrtsrouten auch immer wieder Plastikmüll. Nur Fische scheint es nicht zu haben. Jedenfalls will seit Tagen keiner anbeissen. Die einzigen Lebewesen sind Seevögel und Portugiesische Galeeren.

Letztere sind eine Symbiose aus zwei Lebewesen. Grob gesagt sitzt auf einer an der Wasseroberfläche schwimmenden Qualle ein Segel, etwa so wie ein aufgeklappter Augendeckel. Anstatt Wimpern hat er Stacheln oben drauf. Von weitem sieht dieses äusserst giftige Geschöpf wie ein im Wasser stehender Boden einer PET-Flasche. Sie glitzern auf dem Wasser transparent, grazil, uns super schön!

Die ruhigen Tage Hoch geben mir die Gelegenheit für eine ausführliche Sichtprüfung der Ausrüstung an Deck. Ich nehme gleich drei Schraubenzieher mit, und ziehe einige Duzend Schrauben nach.

Abends vor dem Schlafengehen holen wir die Kinder nochmals ins Cockpit, um den Himmel zu bewundern. Im Westen brennt förmlich die Venus, während der Mars, Pluto und Saturn direkt nebeneinander über dem südöstlichen Horizont stehen. Letztere beide sehen wir vor allem auf dem Nachthimmel-App im iPad. Mit dem Feldstecher bestaunen wir die sphärische Oberfläche des hellen Halbmondes. Wir dichten lustige Geschichten, wonach Orion beim Ritt im Bärenwagen über Cassiopaia gestolpert sei. Nun liegen sie alle bewegungslos da…

Tag 9: 147 sm
Tag 8: 122 sm
Tag 7: 137 sm

Atlantic Crossing Days 4-6

We get really well along the western side of the Bermuda Triangle, outside of course, haha. The winds are good and it is already day 5 when we undo the reefs for the first time on this leg. Yuana is so nicely running and we enjoy this trip so far.

Twice each day we talk to Gianni on the nearby boat EUTIKIA over the VHF Radio. Gianni and his wife have circumnavigated the world during the last 10 years and are now on their way home to Venice. We have lots of common topics and reflect the weather forecasts and further routing strategies.

There is also a friend of Gianni on board. It didn’t take long to discover that the friend is living in Buttrio. Buttrio is a place in Friaul, northeastern Italy, and well known to all of my colleagues from former work.

So it was high time for telling a true joke which happened in our own offices in the Friaul region: Our American Sales person was there to discuss an project. The running gag was, that the American continuously understood ‘dear boy’ when his local partner (out of a unfavorable habit) in fact was badly swearing time after time in his local language Friulano.

So we had a good laugh with Gianni and his crew over the radio. Old times, good times. OMG, how much I loved being together with my peers from Udine…! Missing you guys!

Actually we are approaching the latitude of around 32 degrees where a 3000km long high pressure ridge separates the westwards flowing winds in the south from the eastwards flowing winds in the north. We need to cross the high to enter that eastward flowing wind belt. It would bring us back to Europe.

Ahead of entering this area we study the wind maps carefully. We download them daily via satellite. There are four different models and along with our own weather observations, we decide which model to believe and where to cross the high pressure ridge.

The ones who follow our track on the webpage may have asked themselves why we do funny curves sometimes rather than following straight lines? This all has to do with the winds as well. If the easterly winds turn somewhat north on our way north, then we would do a curve towards west because we don’t want to sail too high against the wind. Uncomfortable for people and equipment.

The next post will be about crossing of the high pressure ridge.

Sailed distances:
Day 6: 152 nm
Day 5: 151 nm
Day 4: 156 nm

Atlantiküberquerung Tage 1-3

Hallo liebe Yuana-LeserInnen

Bereits haben wir die ersten drei Tage unserer zweiten Atlantiküberquerung hinter uns. Bei einem konstant kräftigen Ostwind um 20 Knoten zieht Yuana mit etwa 7 Knoten nach Norden. Man steuert so, dass der Wind stets von der Seite oder von hinten weht. Das ist am angenehmsten, und man kommt so auch relativ gut vorwärts.

Somit führen uns die vorherrschenden Winde erst mal in Richtung der Bermudas. Nach fünf oder sechs Tagen biegt man mit dem Wind in Richtung der Azoren ab. Die Bermuda-Inseln könnte man mit einem kleinem Umweg ansteuern. Da unsere Extra-Crew Michael nicht beliebig viel Zeit aufwenden kann, wählen wir lieber den direkten Weg.

Unsere Fahrtstrecke beträgt mehr als 2500 Seemeilen oder knapp 4800 Kilometer, an einem Stück! Dafür brauchen wir normalerweise etwa 18 Tage und viel Proviant. Yuana ist daher wieder einmal schwer beladen und wir fahren mit etwa zu 40% gerefften Segeln, um den Mast und die Wanten (die Drähte welche den Mast halten) zu schonen.

Trotzdem fährt Yuana überraschend schnell, teils deutlich über 7 Knoten! Sie hat von einem Taucher den Bauch saubergeschrubbelt bekommen, nachdem der Termin mit dem Auskranen in Sint Maarten kurzfristig abgesagt wurde. Daher ist der Schiffsbauch jetzt wieder aalglatt und das Schiff unerwartet schnell.

Die karibischen Gewässer liegen bereits weit hinter uns. Tatsächlich wird das Meerwasser jeden Tag ein Grad kühler: 30 – 29 – 28 – 27 Grad. Angefangen hat unsere Fahrt mit einem ausgeprägten Schaukelpferderitt. Die für den zweiten Reisetag vorgesehene Feier zu unserem 14. Hochzeitstag wurde wegen der fortgesetzten Schaukelei kurzerhand verschoben, dabei stand der gut gekühlte Champagner schon bereit.

Nach zwei Wochen im ruhigen Hafen braucht jeder weite erst einige Angewöhnungstage. Das gilt im Besonderen auch für unsere neue Crew Michael. Die ersten beiden Tage haben ihm ziemlich stark zugesetzt, aber er ist hart im Nehmen, und mittlerweile geht es schon ganz gut.

Das Meer hat immer mal wieder saftige Wellen für uns parat. Diese klatschen seitlich an den Schiffsrumpf. Sodann fliegt die Gischt kübelweise über das Deck, über die Sprayhood und über das Cockpit, und schliesslich hinter dem Schiff wieder ins Meer. Meist bleiben wir dabei trocken.

Trotzdem hat Manuela heute im Cockpit gleich zwei kalte Duschen abbekommen. Bereits am Vortag war ein Schwall von etwa 20 Litern Meerwasser durch das offene Küchenfenster hereingedonnert. Fliegendes Wasser findet jeden Weg: kein Küchenschrank ist innen trocken geblieben. Die Navi-Ecke hat zum Glück nur wenig abbekommen, dafür waren die Teppiche völlig durchnässt. Dummerweise war Markus der verantwortliche Koch, und Putzen macht speziell auch in diesem Falle keine Freude.

Hingegen hat diese über das Schiff fliegende Gischt in den dunkle Nächten plötzlich seinen Charme, denn mit etwas Glück siehst du nun das Meeresleuchten plötzlich über dir!

Obwohl zu dieser Jahreszeit täglich Duzende von Yachten ab der Karibik in Richtung der Azoren gehen, haben wir noch keine Transpondersignale anderer Yachten aufgefangen. Damit ausgerüstete Schiffe senden ihre Position in einem Umkreis von 30 – 50 Kilometern. Zur Kollisionsverhütung ist das zwar ausreichend. Kollegen findet man damit auf dem grossen Teich im Normalfall jedoch keine. Der Atlantik ist dafür einfach zu gross.

Ich werde euch alle drei oder vier Tage einen kleinen Bericht schicken. Inzwischen gibt es auf http://www.yuana.life/we auch einen Link, wo ihr unsere Position stündlich nachgetragen findet.

Schöne Grüsse vom weiten Ozean!
Markus

Etmale:
Tag 3: 163 sm (Rekord!)
Tag 2: 153 sm
Tag 1: 135 sm

Ein perfekter Segeltag!

Bekanntlich sind wir segelnd unterwegs, und ich habe den Verdacht, kaum je über einen richtig schönen Segeltag geschrieben zu haben. Daher erzähle ich hier von unserer Fahrt von Martinique nach Dominica. Am letzten Samstag um 7:30 Uhr liessen wir Saint Pierre hinter uns. Nachmittags um 17 Uhr werfen wir in der Bucht von Portsmouth den Anker.

Zunächst eine kleine Info zum Seegebiet: Die kleinen Antillen bilden eine Barriere zwischen dem Atlantik und dem Karibischen Meer. Aus Nordosten weht beständig der Passat. Die Inseln behindern den freien Fluss des Windes. Deshalb pfeift es einem auf den Bergen und zwischen den Inseln gehörig um die Ohren. Je stärker der Wind bläst, desto höher werden die Wellen.

Vom Atlantik fliesst stets Wasser in das Karibische Meer. Es gleicht den Abfluss von warmem Wasser aus, welches der Golfstrom (der Norwegens Küste im Winter eisfrei hält) im Nordwesten dem Karibischen Meer entzieht. Wer von Süden nach Dominica segelt, der wird vom Atlantikwasser pro Stunde eine Meile nach Westen versetzt (Abdrift).

Samstags zu reisen ist immer gut, denn da müssen wir nicht darüber nachdenken, wir wir die Schulstunden zeitlich unterbringen. Wir verlassen Saint Pierre unter Maschine, weil in der Bucht kein Lüftchen geht. Zuvor haben wir noch das Gummiboot auf dem Vordeck festgezurrt und seinen Aussenbordmotor am Heckkorb von Yuana festgemacht.

Sobald wir aus dem Windschatten von Martinique heraus sind, gehen Wind und Welle hoch. Der Wind pendelt um 24 Knoten, in Böen 29 Knoten, und kommt aus 90 Grad steuerbord, also seitlich von rechts. Mit 60% gerefften Segeln läuft Yuana gerne und gut mit 7 Knoten flott voran. Die Wellen sind bis zu 3 Meter hoch und tragen weisse Schaumkronen.

Das Schiff geht im spitzen Winkel die Wellen hoch und hinten wieder herunter. Der Bug durchtrennt die Schaumkämme. Manche Wellen klatschen seitlich gegen den Rumpf. Es läuft viel Wasser über das Deck, und der Wind bläst kübelweise Gischt ins Vorsegel. Jetzt macht das Steuern von Hand am meisten Spass, und selbst im hohen Cockpit bekomme ich mein Salz ab.

Die seitlichen 3-Meter-Wellen führen mehrere Kubikmeter Wasser gegen das Schiff. Das sind einige Tonnen Wasser, die gegen den Rumpf prallen, und das gibt jeweils einen ordentlichen Rumms. Ist das man im Schiff, so sieht man diese Wellen nicht kommen. Man muss sich stets gut festhalten. Sonst kann es passieren, dass man quer durch das krängende Schiff fällt und irgendwo aufprallt. Im besseren Fall tut es nur weh, und im schlechteren Fall bricht ein Knochen. Letzteres ist uns zum Glück noch nicht passiert.

Stell dir vor, du stehst in der Türe zu deiner Küche und willst im gegenüberliegenden Küchenschrank etwas holen. Die ganze Küche steht 25 Grad schräg und wird gerade von einem starken Erdbeben durchgeschüttelt. Du gehst los und die Füsse rutschen dir auf dem schrägen Teppichboden weg. Irgendwie kommst du zum Schrank und kannst ihn sogar öffnen. Schon fliegen dir 12 Teller und eine Tüte Mehl entgegen. So geht das bei uns manchmal zu, und dann schmeckt es immer ein bisschen nach Abenteuer.

Wie immer wenn Wasser über das Deck geht prüfen wir, ob alle Luken dicht sind, und kein Wasser eindringt. Wasser könnte zum Beispiel durch ein offenes Seitenfenstern, durch eine Decksluke oder auch durch das WC eintreten. Manuela geht runter, und kommt auch nach einer Weile nicht zurück. Ich rufe nach ihr, und höre im Wind stehend keine Antwort.

Ich schalte den Autopilot ein, vergewissere mich, dass beide Kinder angebunden sind, und gehe hinunter. Manuela liegt in auf der Vorkoje und versucht, durch die Ventilationsöffnung einströmendes Wasser aufzufangen. Ein fröhliches Gesicht sieht definitiv anders aus. Der Verschlussmechanismus funktioniert nicht mehr. Ich gehe hoch und ändere zunächst den Kurs, damit nicht mehr so viel Wasser über Deck geht. Danach bringe ich ihr Schnur, und sie bekommt den Verschluss in den Griff.

Vorne im Schiff schüttelt es ziemlich stark und ich bin erstaunt, dass es Manuela noch nicht übel ist. Als ich zurück ins Cockpit komme, ist es dafür den Kindern übel. Das ist ziemlich ungewöhnlich, weil die ertragen recht viel. Wahrscheinlich waren wir zu lange in ruhigen Buchten. Wir spielen Stadt-Land-Fluss und singen lustige Lieder, und schon bald fühlen sich alle wieder gut.

Am Ruder steht es sich gut. Die Kämme der grösseren Wellen kommen etwa auf Augenhöhe daher. Wenn man seitlich in die ankommenden Wellen schaut, so sieht man zuweilen, wie das Sonnenlicht den Wellenkopf für einen ganz kurzen Moment smaragdgrün aufleuchten lässt – Magic!

Nach drei Stunden werden die Wellen etwas geringer. Die Fahrt wird sogar noch etwas rascher, weil die kleineren Wellen – nimmt man sie nicht optimal – das Schiff weniger stark abbremsen. Wir geniessen das sonnig windige Wetter und sehen den fliegenden Fischen nach.

Im Windschatten von Dominica reffen wir beide Segel wieder aus, und fahren gemütlich dahin. Am Anfang unserer Reise hätten wir lieber eine Woche im Hafen abgewartet, als in dieses Wasser hinauszufahren. Heute haben wir viel weniger Sorge vor Starkwind. Die kräftige See bereitet uns zusehends mehr Spass, was für eine Freude! Es ist wie im Geschäft auch: man wächst mit der Zeit in seine Aufgabe hinein.

Am späten Nachmittag und kurz vor dem Einbiegen in die Bucht von Portsmouth sieht die Tochter plötzlich einen grossen Marlin aus dem Wasser springen. Alle schauen hinaus, und schon sehen wir ein gutes Duzend Delfine neben uns, springend und platschend. Es sind die ersten seit Barbados. Was für ein schöner Abschluss für einen der besten Segeltage* bisher!

*) gemäss Skipper