Guadeloupe

Manuela hatte in Dominica bekanntlich einen Reitunfall erlitten, und in den drei Folgetagen wurden die enormen Rückenschmerzen eher schlimmer als besser. Die Sache musste ärztlich untersucht werden, und so setzten wir ins benachbarte Guadeloupe (Frankreich) über, und zwar nach Pointe-à-Pitre, da wo sich ein Unispital befindet.

An einem Montagmorgen fand der telefonische Erstkontakt mit einem Arzt in der Marina statt, und am Dienstag Nachmittag war die medizinische Untersuchung abgeschlossen. In dieser Zeit sahen wir je zweimal den einweisenden Arzt und den Neurologen. Dazwischen waren wir zum Röntgen und für Die Computertomografie zwei privaten Kliniken. Alles ging sehr einfach und kostete weniger als 400 Euro. Effizienz pur!

Dabei gab es schlechte und gute Nachrichten. Manuela hatte sich beim Stutz vom Pferd das Steissbein gebrochen. Das ist eine äusserst schmerzhafte Angelegenheit. Trotz starker Schmerzmittel kann man in den ersten zwei Wochen mehr schlecht als recht liegen oder stehen, jedoch nicht sitzen. Die gute Nachricht war, dass es sich um eine splitterfreie Fraktur handelte, und der Knochen in seiner normalen Lage war. Somit musste nicht operiert werden. Das hätte noch viel schlimmer kommen können!

Mittlerweile sind seit dem Unfall fast vier Wochen vergangen. Die Sache scheint gut zu heilen und langsam kehrt wieder der Normal-Alltag ein. Es passte gerade, dass wir die Schulferien gegenüber Zuhause um zwei Wochen hinausgezögert hatten. So konnte Manuela ohne Lehrerinnen-Aufgaben im Schiff ruhen, während für Markus und die Kinder Ausflüge und Strandplausch anstand.

Beispielsweise besuchten wir den Pointe des Château, das kühn ins Meer hinausragende Südostkap von Guadeloupe. Die Sicht auf die anrollenden und seitlich vorbeiziehenden Wellen war überwältigend. Die sanften grossen Wogen des Atlantiks türmten sich an den Felsen zu gewaltigen Brechern auf. Die Gischt türmte sich kaskadenartig auf: hoch – höher – am Höchsten!

Eines Tages verholten wir Yuana in einen neuen Hafen an der Westküste. Manuela lag im Salon und Junior hielt eines seiner seltenen Mittagsschläfchen. So ich hatte das Glück, einmal mit meiner Tochter alleine im Cockpit zu sein. Wir führten interessante Gespräche, unter anderem über die Nachteile des Segelns: „Weisst du, Papa, beim Segeln kann es einem übel werden. Das Fliegen ist viel besser. Dort kann man nur abstürzen“.

An der Westküste haben wir drei Gesunden das erste Mal mit Sauerstoffflaschen getaucht. Der Tauchlehrer ging mit jedem von uns separat auf einen 20-minütigen Tauchgang an einem Riff im Meer draussen. Die Kiddies sind offenbar Naturtalente und wollten mehr. Ich selbst weiss nun, dass ich mich über Wasser besser fühle als darunter.

Weitere Ausflüge folgten, unter anderem in den Zoo. Auf speziell angelegten Holzstegen schlenderten wir durch den Regenwald, häufig zwei oder drei Meter über dem Waldboden. Von Plattformen sahen wir allerhand Regenwald-Tiere, von Kolibris über Riesenschildkröten bis zu Panthern. Ein kleines schlaues Äffchen zeigte uns, wo es an der Scheibeneinfassung ein kleines Loch gab: ‚Man solle doch hier bitte etwas zum Essen durchschieben‘. Speziell gut für die Kinder war das Klettern im Baumwipfelpfad, bis zu 25 Meter über Grund!

Dass bei den beiden die Schoko-Plantage hoch im Kurs stehen würde, verwunderte uns nicht sehr. So erlebten sie die Schoko-Produktion anhand von Schautafeln und einer Life-Vorführung. Der Plantagengarten war äusserst vielseitig. Für mich war die grosse Neuigkeit, dass Cornichons (Essiggurken) an Bäumen wachsen. Sie hängen nicht etwa an Ästen, sondern wachsen in Büscheln direkt zum Stamm heraus!

Wie schon viele Male auf unserer Reise nahmen wir für unsere Ausflüge Mietwagen. Das kostet für vier Personen kaum mehr als ÖV, und über die gewonnene Flexibilität muss man schon gar nicht reden. Trotzdem waren wir auch mal auf einen ÖV-Bus angewiesen. Fahrpläne kannten auch die anderen Passagiere nicht. Man musste halt einfach warten, einmal 25 Minuten, einmal 70 Minuten.

Das mit den Mietwagen ging bisher immer gut. Vor der Rückgabe des zweiten Mietwagen in Guadeloupe passierte jedoch etwas Kurioses. Die Tankuhr im Auto wollte trotz randvollem Tank keinen vollen Tank anzeigen. Bei der Wagenrückgabe brauchte es keine lange Erklärung, denn der Mensch von der Wagenrücknahme wusste schon, was zu tun war:

Er klemmte bei laufendem Motor die Batterie ab und bei stehenden Motor wieder an. Danach war die Elektronik der Tankuhr zurückgesetzt und zeigte nun tatsächlich voll an. ‚Das sei bei fast allen Renault Clio in seinem Fuhrpark so‘. Wenn sich das Auto nicht so toll hätte fahren lassen, so müsste ich doch glatt meine früheren Vorurteile über französische Autos wieder ausgraben, haha…

Ein perfekter Segeltag!

Bekanntlich sind wir segelnd unterwegs, und ich habe den Verdacht, kaum je über einen richtig schönen Segeltag geschrieben zu haben. Daher erzähle ich hier von unserer Fahrt von Martinique nach Dominica. Am letzten Samstag um 7:30 Uhr liessen wir Saint Pierre hinter uns. Nachmittags um 17 Uhr werfen wir in der Bucht von Portsmouth den Anker.

Zunächst eine kleine Info zum Seegebiet: Die kleinen Antillen bilden eine Barriere zwischen dem Atlantik und dem Karibischen Meer. Aus Nordosten weht beständig der Passat. Die Inseln behindern den freien Fluss des Windes. Deshalb pfeift es einem auf den Bergen und zwischen den Inseln gehörig um die Ohren. Je stärker der Wind bläst, desto höher werden die Wellen.

Vom Atlantik fliesst stets Wasser in das Karibische Meer. Es gleicht den Abfluss von warmem Wasser aus, welches der Golfstrom (der Norwegens Küste im Winter eisfrei hält) im Nordwesten dem Karibischen Meer entzieht. Wer von Süden nach Dominica segelt, der wird vom Atlantikwasser pro Stunde eine Meile nach Westen versetzt (Abdrift).

Samstags zu reisen ist immer gut, denn da müssen wir nicht darüber nachdenken, wir wir die Schulstunden zeitlich unterbringen. Wir verlassen Saint Pierre unter Maschine, weil in der Bucht kein Lüftchen geht. Zuvor haben wir noch das Gummiboot auf dem Vordeck festgezurrt und seinen Aussenbordmotor am Heckkorb von Yuana festgemacht.

Sobald wir aus dem Windschatten von Martinique heraus sind, gehen Wind und Welle hoch. Der Wind pendelt um 24 Knoten, in Böen 29 Knoten, und kommt aus 90 Grad steuerbord, also seitlich von rechts. Mit 60% gerefften Segeln läuft Yuana gerne und gut mit 7 Knoten flott voran. Die Wellen sind bis zu 3 Meter hoch und tragen weisse Schaumkronen.

Das Schiff geht im spitzen Winkel die Wellen hoch und hinten wieder herunter. Der Bug durchtrennt die Schaumkämme. Manche Wellen klatschen seitlich gegen den Rumpf. Es läuft viel Wasser über das Deck, und der Wind bläst kübelweise Gischt ins Vorsegel. Jetzt macht das Steuern von Hand am meisten Spass, und selbst im hohen Cockpit bekomme ich mein Salz ab.

Die seitlichen 3-Meter-Wellen führen mehrere Kubikmeter Wasser gegen das Schiff. Das sind einige Tonnen Wasser, die gegen den Rumpf prallen, und das gibt jeweils einen ordentlichen Rumms. Ist das man im Schiff, so sieht man diese Wellen nicht kommen. Man muss sich stets gut festhalten. Sonst kann es passieren, dass man quer durch das krängende Schiff fällt und irgendwo aufprallt. Im besseren Fall tut es nur weh, und im schlechteren Fall bricht ein Knochen. Letzteres ist uns zum Glück noch nicht passiert.

Stell dir vor, du stehst in der Türe zu deiner Küche und willst im gegenüberliegenden Küchenschrank etwas holen. Die ganze Küche steht 25 Grad schräg und wird gerade von einem starken Erdbeben durchgeschüttelt. Du gehst los und die Füsse rutschen dir auf dem schrägen Teppichboden weg. Irgendwie kommst du zum Schrank und kannst ihn sogar öffnen. Schon fliegen dir 12 Teller und eine Tüte Mehl entgegen. So geht das bei uns manchmal zu, und dann schmeckt es immer ein bisschen nach Abenteuer.

Wie immer wenn Wasser über das Deck geht prüfen wir, ob alle Luken dicht sind, und kein Wasser eindringt. Wasser könnte zum Beispiel durch ein offenes Seitenfenstern, durch eine Decksluke oder auch durch das WC eintreten. Manuela geht runter, und kommt auch nach einer Weile nicht zurück. Ich rufe nach ihr, und höre im Wind stehend keine Antwort.

Ich schalte den Autopilot ein, vergewissere mich, dass beide Kinder angebunden sind, und gehe hinunter. Manuela liegt in auf der Vorkoje und versucht, durch die Ventilationsöffnung einströmendes Wasser aufzufangen. Ein fröhliches Gesicht sieht definitiv anders aus. Der Verschlussmechanismus funktioniert nicht mehr. Ich gehe hoch und ändere zunächst den Kurs, damit nicht mehr so viel Wasser über Deck geht. Danach bringe ich ihr Schnur, und sie bekommt den Verschluss in den Griff.

Vorne im Schiff schüttelt es ziemlich stark und ich bin erstaunt, dass es Manuela noch nicht übel ist. Als ich zurück ins Cockpit komme, ist es dafür den Kindern übel. Das ist ziemlich ungewöhnlich, weil die ertragen recht viel. Wahrscheinlich waren wir zu lange in ruhigen Buchten. Wir spielen Stadt-Land-Fluss und singen lustige Lieder, und schon bald fühlen sich alle wieder gut.

Am Ruder steht es sich gut. Die Kämme der grösseren Wellen kommen etwa auf Augenhöhe daher. Wenn man seitlich in die ankommenden Wellen schaut, so sieht man zuweilen, wie das Sonnenlicht den Wellenkopf für einen ganz kurzen Moment smaragdgrün aufleuchten lässt – Magic!

Nach drei Stunden werden die Wellen etwas geringer. Die Fahrt wird sogar noch etwas rascher, weil die kleineren Wellen – nimmt man sie nicht optimal – das Schiff weniger stark abbremsen. Wir geniessen das sonnig windige Wetter und sehen den fliegenden Fischen nach.

Im Windschatten von Dominica reffen wir beide Segel wieder aus, und fahren gemütlich dahin. Am Anfang unserer Reise hätten wir lieber eine Woche im Hafen abgewartet, als in dieses Wasser hinauszufahren. Heute haben wir viel weniger Sorge vor Starkwind. Die kräftige See bereitet uns zusehends mehr Spass, was für eine Freude! Es ist wie im Geschäft auch: man wächst mit der Zeit in seine Aufgabe hinein.

Am späten Nachmittag und kurz vor dem Einbiegen in die Bucht von Portsmouth sieht die Tochter plötzlich einen grossen Marlin aus dem Wasser springen. Alle schauen hinaus, und schon sehen wir ein gutes Duzend Delfine neben uns, springend und platschend. Es sind die ersten seit Barbados. Was für ein schöner Abschluss für einen der besten Segeltage* bisher!

*) gemäss Skipper

Yuana’s Mr. Rope Cutter vs. Somebody’s Mrs. Super Yacht

We are exploring the southern part of ‘Saint Vincent and the Grenadines’. The distances from one sandy turtle bay to the next sandy coconut bay are very short. So we tow our dingy Dorie from one place to the next one, instead of taking it on deck. This isn’t an issue at all until the anchor is dropped in the next bay. But then one thing requires special care, and the captain didn’t care enough this time:

Once the anchor is dropped and the anchor chain lies on the ground, then the propeller must be engaged in reverse direction to make sure that the anchor is nicely digged into the ground. Before reversing, the dinghy towing line must be taken very shortly, otherwise it goes into the propeller and jams it.

One of the kids had the task to hold the line of the dingy today. The captain however didn’t check for a second time whether the kid was still doing its job. Sure the kid wasn’t there anymore and the dinghy line went into the propeller. I realized it when Dorie was quickly pulled towards Yuana. I disengaged the propeller, cut Dories line and checked the situation. Worse, the anchor didn’t hold at the first try.

Now the casino starts: we were drifting with the wind, right towards the bow of another yacht. The distance until collision was perhaps 150 meters and that yacht was one of the biggest Super Sailing Yachts I’ve ever seen. The width of her hull impressed me quite a bit.

Options:
– Hope that the anchor still grips somewhere. It didn’t look like that.
– Boat boy next to us could have towed us away, but he wanted to agree on a price only later. Sure he would have made his bill according to the prevented damage. Last option, under „Lloyd‘s open!“
– Pull out the genoa to get away from the other vessel: Possible, if we got the anchor in quick enough. „Anchor up!“
– Engage the propeller again an see if the rope cutter would do its job: first choice.

A rope cutter is a da.n sharp disc knife which we mounted on the propeller shaft. It’s task is to cut a rope or netting which is jamming around the propeller shaft.

So we had two options how not to kiss the superyacht. In the first attempt I engaged the prop again and increased the revolution immediately. There was an uncommon rattle from underneath the boat and now, also the rudder was going freely again. „Adrenalin off!“

So we dropped the anchor and Manuela The Mast Climber dived to take the last bits of rope off the propeller.

Now let’s talk about our neighbor, the Super Sailing Yacht which definitely deserves some capital letters. Her name is ‚Mondango 3’ and you can easily google it. The hull is 185 feet (56 meters) long. The 499 tons weight require some proper sails or a couple of thousand horsepower. 100 liters of fuel will only last for 10 nautical miles, according to the charter brochure. And this is the good news, my friends: You can charter it! The cost per high season WEEK starts at 224‘000 Euro, plus ‘a typical 25-50% on top’ of this for the operation expenses.

I‘m sure that some well known faces would have looked over Mondango’s reiling, would we have kissed her. But Yuana’s Mr. Rope Cutter was quicker, this time.

Tschau Schweizerflagge

Auf Yuana wird gerne mal der Klabautermann verdächtigt, wenn etwas unauffindbar bleibt. Ein USB Stick mit all unseren Musikdateien wurde in der ‚Grümpelkiste‘ anstatt beim Autoradio wiedergefunden. In der Grümpelkiste liegt alles, was keinen festen Platz. Die beiden SSD Datenspeicher zur primären und sekundären Sicherung all unserer Computerdaten blieben über vier Monate unentdeckt im Seitenfach von Markus‘ Reisetasche.

Heute hat es leider die grosse Schweizerflagge am Heck von Yuana erwischt. Alleine auf dieser Reise hat sie uns 10’000 km begleitet, und wir waren stets stolz auf sie! Mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit ist nicht der Klabautermann schuld, sondern einmal mehr der Autor selbst.

Was ist passiert? Während die Kinder Schule hatten habe ich den Ölwechselservice gemacht. Danach liessen wir den Diesel einige Stunden laufen, um für die nächsten Tage 350 Liter Frischwasser machen und die Bordbatterien laden.

Irgendwann bemerkte ich, dass unser Beiboot Dorie nahe am Schiffsauspuff im Wasser lag. Um Dorie vom Auspuff wegzuholen habe ich ihre Festmacherleine vom linken an den rechten Heckkorb von Yuana verlegt. Dabei blieb unbemerkt, dass Dories Leine jetzt um den Flaggenstock gelegt war. Die Wellen haben Dorie rauf- und runtergeschaukelt, und das hat wohl den Flaggenstock aus seiner Verankerung gehoben.

Kurz vor Sonnenuntergang stellt die Bordfrau den herben Verlust der Flagge fest. Eine sofortige Suchaktion mit dem Beiboot hat zur Einsicht geführt, dass der Flaggenstock längst mitsamt Schweizerflagge von der ablaufenden Flut zum Riff hinausgespült worden sein muss.

Nun muss behelfsmässig erst mal eine neue Flagge her. Dafür wird wohl ein rotes T-Shirt über die Klippe springen müssen. Dann endlich habe ich einen Wunsch, Weihnachtsmann!

Tag 5 & 6 – Fliegende Fische

Als Kind dachte ich, dass fliegende Fische ins Reich von Peter Pan und 1001 Nacht gehören. Die Kombination von Fliegen und Schwimmen wollte einfach nicht so recht zusammenpassen. Kann sich jemand ernsthaft vorstellen, dass entweder ein U-Boot fliegen oder ein Flugzeug nach Belieben abtauchen kann? Das waren so meine Gedanken als kleiner Knirps, während die anderen Jungs sich auf dem Gras mit viel Körpereinsatz um einen Ball gestritten hatten, haha.

Nun habe ich die fliegenden Fische mit eigenen Augen gesehen, und beobachte folgendes: Es ist nicht etwa so, dass sie aus dem Wasser springen, um nach einigen segelnd zurückgelegten Metern zurück ins Wasser zu platschen. Nein, sie fliegen aktiv, und zwar mehr als 50 Meter weit. Sie passen ihre Flugbahn den Wellen an. Sie fliegen mit geschätzten 10 Metern pro Sekunde und sind dabei über einen Meter über der Wasseroberfläche. Sie können keine engen Kurven fliegen. Um zu steuern und müssen sie sich in die Kurve legen.

Der Flug sieht schnittig und grazil aus. Würde man diese unglaublichen Tierchen mit einem kleinen Sportflugzeug à la Breitling vergleichen, so wäre eine ordentliche Nordseemöve dagegen bereits ein Airbus A380. Natürlich muss man bei diesem zugegebenermassen sonderbaren Vergleich bedenken, dass der Breitling nach einem Taucher bei aller Wendigkeit nicht mehr selber in die Luft kommt. Da die fliegenden Fische nebst der eingeschränkten Lenkfähigkeit offensichtlich nachts nicht sonderlich gut sehen können, muss man morgens jeweils eine Hand voll Kadaver vom Deck über Bord befördern.

Wenn es anstatt der tausenden von fliegenden Fischen nur etwas mehr Thunfische, Goldmakrelen, Delfine und Wale gäbe! Mit dem Fischen und Fish Watching waren wir nicht besonders glücklich auf dieser Tour. Den andern Schiffen ist es auch nicht viel anders ergangen.

Dafür war schön, dass wir uns täglich um 10 Uhr über Funk mit der Crew von A Capella of Belfast unterhalten haben. Man fragt gegenseitig, wie die letzte Nacht war, wer welche Schiffe aus unserer Rally um sich herum hat, oder bespricht technische Themen. Zunächst schien mir das etwas belanglos, aber immer wieder kommt man so an brauchbare Informationen heran. Bei uns an Bord haben stets alle gespannt mitgehört, was auf dem anderen Schiff gerade läuft. Die Funkrunde hat schnell einen festen Platz im Tagesablauf eingenommen.

Besonders luxuriös fanden wir das Körpergefühl nach dem Duschen. Das Duschen selbst ist wegen der Wellen eine mühsame Angelegenheit. Daher und auch wegen dem Wasserverbrauch gönnt man sich keine tägliche Dusche. Wenn man jedoch geduscht hat und getrocknet ist, dann stellt sich ein normalerweise unerkannt flauschiges Hautgefühl ein, angeblich auch bei den weniger behaarten Frauen ;-). Das kommt wohl daher, dass endlich mal wieder die salzige Schmiere von der Haut weg ist, welche Feuchtigkeit bindet.

Nun sind wir nach exakt sechs Tagen Fahrzeit in Mindelo ankommen. Weil wir volle sechs Tage und nicht nur fünf Tage auf São V bleiben wollen, haben wir in den letzten drei flauen Nächten mit dem Diesel etwas nachgeholfen, wie einige andere auch. Seglerisch waren Yuana und wir ein ganz tolles Team. Wir freuen uns alle, dass Jeanette auch dabei ist, wenn wir am 23. November nach Barbados aufbrechen! Genauso freuen wir uns auch auf ein sechstes Crew-Mitglied, welches in den nächsten Tagen in Mindelo zu uns stossen wird.

Etmale:

6. Tag: 146nm

5. Tag: 150nm

4. Tag: 150nm

3. Tag: 148nm

2. Tag: 126nm

1. Tag: 134nm

Total:

– Santa Cruz de Tenerife nach Mindelo:854nm (1582km)

– Makkum (NL) nach Mindelo: 3265nm (6047km)

Jetzt kommts richtig übel

Eigentlich wollten die Jungs mit dem Beiboot Dorie für eine kreative Mathestunde an Land übersetzen. Der Plan war, eine kleine Wanderung zu machen, schöne Fotos zu schiessen, und spielerisch das Einmaleins zu vertiefen.

Papa’s Schritt von Yuana zu Dorie erweist sich jedoch als fatal. Irgendwie haut Dorie ab, und Markus landet im Wasser. Das wäre kein Problem, hätte ich Handy und die neue Fotokamera wie sonst immer in den wasserdichten Beutel gepackt hätte. Um es kurz zu machen: Die neue Kamera zuckt noch einige Sekunden, das iPhone ist sofort tot.

Das Schlimmste ist, dass Markus in den frühen Morgenstunden auf dem Handy noch zwei Artikel für den Blog geschrieben hat. Diese sind nun im Salzwasser ersäuft worden. Weil es hier in der Bucht kein Mobilfunk gibt, wurden von den neuesten Daten noch keine Sicherung erstellt.

Was ich mir zuvor nicht vorstellen konnte ist, wie sehr der Verlust des iPhones schmerzt. Brutal erkenne den nächsten Schritt der Evolution: du brauchst ein iPhone dringlicher als ein schönes Auto. Du nimmst dafür sogar in Kauf, kurzsichtig zu werden. Die meisten werden nun wohl entweder lachen oder den Kopf schütteln. Bitte bedenke:

Ich kann nun
– Nicht mehr aufschreiben, sobald mir eine coole Idee für den Blog kommt
– Keine Schnappschüsse mehr machen
– Nicht mehr mit Familie und Freunden e-mailen
– Nicht sehen, wo sich unsere befreundeten Schiffe befinden
– Unsere Seglerfreunde nicht über WhatsApp kontaktieren
– Nicht mehr auf unsere Satellitenanlage zugreifen
– Keine Wetterberichte einholen
– Kein Auto mieten und keine Strassenkarten nutzen
– Kein Wikipedia-offline nutzen
– Keine Bankzahlungen tätigen
– Weder NZZ noch Bluewin lesen
– Telefonieren geht nicht, und Musik hören auch nicht
– Der Taschenrechner ist weg, die Uhr und die Taschenlampe sowieso
– Nicht nachschauen, wann unsere Crew aus Schweden eintrifft

Caramba! Versteht ihr jetzt die Dimension des Problems? Wir müssen sofort aus der schönen Bucht mit schwarzem Sand raus und nach Santa Cruz de Tenerife hinunter, damit ich mit ein neues iPhone beschaffen kann. Mal sehen, wie wir das abbuchen werden. Für Dummheit hatten wir bisher nämlich keinen Budgetposten vorgesehen.

Das Schulreisli in die Kaktusberge hat natürlich trotzdem stattgefunden. Zum Glück war der Sohn dabei, denn so konnte mir jemand den Stachel aus der Zunge ziehen, nachdem ich die Kaktusfrucht probiert hatte. Alleine hätte ich das ohne Selfie-Modus nie geschafft.

 

PS.: Auf dem Weg nach Santa Cruz telefonierte ich mit dem Sorgentelefon von Apple. Die sagten mir, dass ich nach dem Wochenende in Santa Cruz ein neues iPhone zum Preis von 351 Euro abholen könne, 50% des Ladenpreises. Das wäre ein hervorragender Service. Wir werden sehen, ob das auch klappt.

Harboring the Canaries

The last 12 hours on our way from Madeira into the Canaries were quite exhausting. We made a decent progress, in rolling waves and against the wind. Some salty drizzles went over the cockpit every now and then. The outer deck however saw a lot of sea water. Somehow, approximately 50 liters of the salty liquid ended up in the bilge, which is the deepest point INSIDE the boat.

The 50 liters itself wasn’t too much of an issue, but the fact that salt water gets into the boat is definitely unwanted. Skip this section if you are not interested in technical terms. Our cockpit and part of the deck are drained via reinforced hoses through the interior of the boat and out underneath the water line. Shorty after buying the boat I checked and fastened all of the hose clamps which secure these hoses, each one going from a hose sleeve below deck down to a valve, before going into the sea. Somehow, I must have missed one of these hose clamps, certainly the one which came loose, draining some deck water into the bilge. Item solved.

Arriving in the Canaries, we anchored in famous Francesa Bay. As many places, it has unveiled their beauty to us only after a day or two: its underwater world. The first day in the anchorage was tough again: 35 degrees Celsius at 35 knots of wind and 1 meter swell in the anchorage. Not a good anchorage on that day indeed. Anyway, we wanted to be there because it is a nature reserve and we got a special permit to be there. The good news is that our anchor held rock solid, but two anchor retention lines (the lines taking the load off the anchor winch) broke due to the heavy rocking of the boat.

Two days later and in the port of totally dry island of Graciosa, we found ourselves in a very little village, all houses painted white, with sandy lanes in between. There were only two hands full of cars for the entire village. A horse wagon on a restaurant roof reminded of the old days. During the weekend, the place was looking like a neat hippy village, with dreadlocks men and women trying to make some bucks with selling nice hand craft. Customers however seemed to be not too many.

On Graciosa and a week later on Lanzarote, we got more of the volcano stuff all over the place. In the cactus gardens we learned that the saying ‘hard shell soft core’ really can also be the other way round: some of the huge cactus were cut back. There we spotted that those cactus have a core hard as wood, packed into a relatively soft shell. Then there was the camel ride. We not only rode these fantastic animals, we also took a deep look into their eyes: most of them seamed to be good-natured. But there was one really mean looking chap, perfectly prepared for the Horror Rocky Camel Show.

More animals? Yes. When kissing our friends from yacht Tomskii Kastan goodbye, Markus learned that his beard apparently felt like a hedgehog. Too much hair in the face… At least she didn’t call me a porcupine, haha. We enjoyed great times with the Tomskii’s, certainly enough wine, great beach barbecues, and our kids learned how to carve dragons out of cucumbers. Thank you, dear friends, and see you again!

From Lanzarote we did an overnight sail to Tenerife. A teenage Mahi-Mahi of 80cm was on our hook. The colors were beautifully green and gold, until it died. Then the color suddenly changed to grayish silver, as most fish would look like. Tenerife will be the place where we conclude our preparations for the crossing of the Atlantic Ocean. A separate post about the preps will follow.

Something nice to close this season review? Yes of course: If Markus shall recommend a place in the Canaries, it will be the restaurant http://www.cantinateguise.com for an overwhelming burger with truffel sauce, and for the hot pants as well.