Während in der NZZ diskutiert wird, welche Weine am besten zu Wildgerichten passen, geniessen wird die sommerlichen Temperaturen auf Madeira – Tag für Tag, Tag und Nacht.
Dass Madeira ‘die Blumeninsel’ genannt wird, ist uns nicht neu. Was hingegen im Oktober noch alles blüht, hat uns überrascht. Schon bei unserem ersten Spaziergang vom Hafen weg gehen wir durch schöne Parkanlagen und finden blühende Hibisken, Sterlizien und Frangipani. Letztere haben für uns eine besondere Bedeutung: Während unserer Flitterwochen auf den Seychellen wurde unser Häuschen dort täglich mit frischen Frangipani-Blüten verschönert. Wir haben die Frangipanis lieb gewonnen, und wir haben nun seit vielen Jahren das erste mal wieder Frangipanis zu Gesicht bekommen.
Besonders schön ist auch, dass wir mittlerweile den regen Kontakt mit anderen Booten pflegen. Fast alle Schiffe, die in dieser Jahreszeit hier unterwegs sind, sind Fahrtensegler, wie wir. Fast alle wollen über den Atlantik. Die TRITON’s, KISU’s und andere Schiffe haben wir schon am Festland kennengelernt. Man sieht sich immer wieder, und einige Crews sind uns schon richtig ans Herz gewachsen.
Glücklicherweise sind auch Boote mit Kindern unterwegs. Schon manchen Nachmittag oder Abend haben wir mit anderen Familien verbracht. Unsere Kids haben mit denjenigen der französischen Yacht SHAMROCK Sammelkarten aus dem Supermarkt getauscht. Die fünf Kinder von TINTOMARA und YUANA haben zusammen Zahlenspiele auf English gemacht. Als sie sich schliesslich gegenseitig das Zählen auf norwegisch und deutsch beibringen wollten, sind sie fast umgefallen vor Lachen.
Wenn sich eine Crew aus einem Hafen verabschiedet, so freut man sich stets auf das nächste Wiedersehen. Wenn es sich dabei um ein Kinderboot handelt, dann schwebt plötzlich Melancholie über dem Hafen, und wir wollen dann manchmal auch schon wieder weiter.
Auf dem Weg vom benachbarten Porto Santo nach Madeira haben wir endlich unseren ersten Fisch mit Schleppleine gefangen. Unser Köder war diesmal ein blau-silberner Gummi-Tintenfisch. Gefangen haben wir einen roten Thunfisch von etwa 65 cm Länge. Fische zu zerlegen gehört für unseren Sohn zum interessantesten, was das Seglerleben zu bieten hat. Jede noch so kleine Flosse will untersucht und verstanden sein. Unter anderem haben wir während den Untersuchungen auch gemeinsam beschlossen, dass ein Fisch die Blutgruppe F hat. Die grosse Schwanzflosse mussten wir gar bis zum nächsten Tag aufbewahren, um sie erneut untersuchen zu können. Zunächst jedoch wurde der Thun filetiert, in Streifen geschnitten, etwas gesalzen, mit Zitronensaft beträufelt, und schliesslich beidseitig 10-15 Sekunden in der heissen Pfanne angebraten. Zusammen mit Reis hat der Fisch so einen feines Abendessen für uns vier abgegeben.
Ein anderes aktuelles Thema bei uns an Bord sind die Verwüstungen einiger Karibikinseln durch Irma und Maria. Ob wir Dominica, Barbuda oder die British Virgin Islands werden besuchen können wissen wir heute nicht. Diese und weitere beschädigte Inseln standen auf unserer Reiseliste. Als Alternative haben wir Segelrouten nach Puerto Rico, zu den Turks & Caicosinseln sowie in die Bahamas studiert. Dann wurde auch Puerto Rico zerstört. Mittlerweile haben wir wahrscheinlich einen Weg gefunden, wie wir mit dieser Situation umgehen wollen. Wir werden demnächst separat darüber schreiben.
Nun erkunden und geniessen wir erst mal Madeira. Manuela hat den Reiseführer mittlerweile intus, und auch die Touri-Info besucht. Sie weiss nun, welche Sehenswürdigkeiten wir am besten zu Fuss, mit ÖV oder mit einem Mietwagen besuchen können. Einiges können wir als Exkursion mit der Bordschule verbinden, anderes machen wir an Nachmittagen oder am nächsten Wochenende. Wir bleiben noch eine Woche an diesem schönen Ort. Danach geht es weiter, weiter südlich, in die Kanaren.