Martinique, das Land des Regenbogens

Oh wie schön, plötzlich in Frankreich zu sein! Auf unserer Fahrt von Holland nach Spanien schafften wir es gleich zwei mal, einen Bogen um die französischen Küsten zu machen. Dank seiner Überseegebiete aus Kolonialzeiten (wir werden demnächst auch noch in Guadeloupe und Saint Martin besuchen) kommen wir nun endlich zu französischen Genüssen.

Wir erfahren den Begriff der Grande Nation im geographischen Sinne. Frankreich ist u.a. auch in Südamerika (Französisch Guyana) und im Südpazifik (Französisch Polynesien) zuhause. Hier sei angefügt, dass die Englische Sprache selbst heute in französischen Schulen noch stiefmütterlich behandelt wird. Schliesslich soll die Welt französisch sprechen!

Das funktioniert sogar! Mit Elan packte ich meine 25 Jahre angestaubten Französisch-Brocken aus. Es gelang anfangs mehr schlecht als recht. Die Bäckerin musste „Vous ête une poche?“ anstatt „Vous avez une poche?“ über sich ergehen lassen. Jaja, euch zu Hause stehen jetzt die Haare zu Berge. Aber ich kann versichern, dass die Lernkurve steil verläuft.

Die Kombination von Frankreich und Karibik ist einfach toll. Seit unserer Abfahrt in den Kanaren waren wir in Entwicklungsländern. Diese haben teils keine eigentliche Lebensmittelindustrie (zB CV, SVG). Die Auswahl in den Läden war klein. Die Verteilkanäle sind schmal und teuer. Dies erklärt, weshalb ein französischer Hyper-U Markt plötzlich als Paradies erlebt wird.

Wir verwöhnten uns mit frischem Rinds-Carpaccio, Wein und allerlei Käse. Croissants und Pain au Chocolate schmecken in den schönsten Ankerbuchten noch besser! Endlich konnten wir grüne Pestosauce kaufen, und beim Raclette haben wir natürlich auch zugegriffen. Das Schiff ist nun bis unter das Deck mit haltbaren Produkten aufgefüllt.

Mehrmals täglich zogen bei sonnigem Wetter kleine Regenzellen durch. Diese zaubern die verschiedensten Regenbögen an den Himmel. Innert zwei Wochen haben wir Duzende davon gesehen. Einer der Regenbögen (Franz: arc de ciel) war ganz klein: Beide Enden waren buchstäblich greifbar nahe, nur wenige Meter von unserem Schiff entfernt.

Wir besuchten das Museum, welches die Zerstörung von St. Pierre im Jahre 1902 zeigt. Der Vulkan zerstörte innert Sekunden dieses Paris-der-Karibik genannte Städtchen, und forderte fast 30’000 Menschenleben. Anzeichen der Gefahr gab es genügend. Der Erdkundelehrer schätzte jedoch die Gefahr falsch ein, und der Bürgermeister verbot wegen anstehender Wählen die Evakuierung.

Zurück zu den schönen Dingen: Wir genossen den Regenwald im Norden von Martinique (siehe Bild), die Rum-Destillerie Depaz, das Canyoning in der Gorge de la Falaise, und nicht zuletzt das abendliche Geläute der Kirchenglocken von Saint Anne, das erste Glockengeläute seit Spanien.

Martinique, du bist grandios. Frankreich, zum Glück hast du noch mehr Inseln in der Karibik!