Madeira nach Isla Graciosa – 1. Nacht

Am Dienstag, dem 10. Oktober um 14 Uhr werfen wir in Funchal die Leinen. Unsere neuen Freunde aus Holland, England, Frankreich und Schweden winken am Steg. Einige klatschen und rufen “well done” herüber, denn der Mann am Steuer ist 10 Jahre alt und hat konzentriert ein perfektes Ablegemanöver rückwärts hingelegt. Alle freuen sich, dass der Junge selber Hand anlegen kann, und dabei gutes Können an den Tag legt. Selbstverständlich war das Manöver zuvor detailliert besprochen worden. Auch wenn Junior am Steuer steht, so bleibt das Kommando bei mir.

Nun sind wir also unterwegs von Madeira in die Kanarischen Inseln. Als erstes Ziel werden wir das kleine Inselchen Graciosa anlaufen, nördlich von Lanzarote. Jemand witzelte, dass dies die östlichste Insel der Karibik sei, weil es dort eine traumhafte Buchten zum Schnorcheln und Tauchen haben muss. Wir lassen uns gerne überraschen!

Die Reise dorthin wird zwei etwa 260 nautische Meilen oder zwei Tage und Nächte dauern. Nachmittags entdeckt Manuela den ersten fliegenden Fisch, und dann ein paar Wale. Zumindest die erste der beiden Nächte wird fabelhaft:

Eine dünne Dunst-Schicht schwebt über dem 24 Grad warmen Wasser. Nach Sonnenuntergang sitzen wir draussen beim Abendessen. Die nebelartigen Schlieren über dem Wasser färben sich gelblich und rot, und bald ist es dunkel. Die Tochter ist sehr müde und geht ins Bett. Der Sohn darf nochmals seine Rettungsweste anschnallen und ins Cockpit kommen, denn es gibt hier eine spät-abendliche Überraschung für ihn, das Meeresleuchten.

YUANA gleitet sanft über die See. Der Bug wirft kleine Wellen zurück. Das bewegte Wasser leuchtet nach, mal stärker, mal schwächer. Zuweilen gibt unnatürlich hellgrün fluoreszierende Schaumteppiche. Einige leuchten tatsächlich so hell, dass sie Licht an die Umgebung abgeben. Dazwischen funkeln immer wieder Duzende Partikel hell auf. Es ist ein wunderschönes Schauspiel von wechselnder Intensität.

Plötzlich bemerke ich ein etwa 2 Meter Tier direkt neben YUANA im Wasser. Es ist schwarz wie die Nacht und daher nicht wirklich sichtbar, ausser wenn die Rückenflosse aus dem Wasser kommt. Dann zieht diese Flosse einen ebenso grünen Strich durch das Wasser. Obwohl ich nur ein Tier erkennen kann, muss wohl ein Delfin sein (Delfine sind meist in Gruppen unterwegs). Selbst unter der Wasseroberfläche zieht der Delfin eine glitzernde Leuchtspur hinter sich her. So ähnlich sehen fliegende Feen in Kinderfilmen aus, im speziellen wenn diese über den neuesten Zauberglanz von Gary verfügen. Der Delfin überholt uns, kommt zurück, und wendet erneut, schnell, die Kurven mit einem Radius von weniger als einem Meter. Man kann das alles sehen, weil der Delfin diese Leuchtspur hinterlässt.

Gegen Mitternacht wird die Dunstdecke dünner, und man beginnt die Sterne zu sehen. Ich nehme das Fernglas und schaue die Unendlichkeit. Ein Stern funkelt in rot, grün und weiss. Es handelt such nicht um einen Flieger, denn dieser müsste doch langsam weiterziehen. Ganze Sternenhaufen werden in voller Klarheit sichtbar.

Ab und zu schaue ich auf, um den Horizont nach Lichtern oder dichten Wolkenformationen abzusuchen, und um das Radarbild zu prüfen. Einmal kriege ich dabei einen riesigen Schreck. Durch das Cockpitfenster sehe ich ein gelbes Licht, und es scheint direkt neben uns zu sein. Habe ich zuvor etwa einen Tanker übersehen? Der zweite Blick klärt die Sache schnell: Der Mond ist hinter den Wolken am Horizont aufgegangen, und scheint in voller Stärke durch ein kleines Wolkenloch hindurch. Haha, wer sonst hat sich jemals vom Mond erschrecken lassen? Auch das passiert einem wohl nur auf See.

Die zweite Hälfte der Nacht läuft ereignislos ab. Wir motoren mit 5.5 Knoten über die glatte See. Morgens um acht stehen die Kinder auf der Matte und prüfen, welchen Tribut an Keksen und Schokolade diese Nacht im Cockpit gekostet hat.

Lissabon to Madeira – Tag 3

Afrika ist schön, denn man kann jetzt auch nachts mit Shorts und ohne Socken draussen sitzen, ohne zu frieren! Auch das Meerwasser kommt mit 22 Grad langsam auf eine angenehme Temperatur.

Überraschenderweise haben wir plötzlich zwei zusätzliche Passagiere an Bord:

Gemeinsam schwirren ein kleiner Vogel und ein grosser Falter um unser Schiff, mehr als 300km vom nächsten Land weg?! Der Falter sieht im Flug wie ein Kolibri aus. Beide machen eine Weile Rast bei uns, der Falter verkriecht sich gar in der Schweizerflagge an unserem Heck.

Unterwegs ist kaum Verkehr. Lediglich spätabends am dritten Tag sind plötzlich drei andere Segler um ums, wohl alle mit demselben Ziel. Zwei davon haben keinen Transponder (sendet automatisch Positionsdaten etc.). Wir erkennen diese lediglich an ihren Lichtern. Man darf sich also nicht zu fest auf die elektronischen Helfer verlassen, sonst verpasst man vielleicht etwas wichtiges. Das bedeutet auch, dass stets jemand im Cockpit auf Nachtwache sein muss. Wir wechseln uns so ab, wie es gerade passt.

Ausserdem begegnen wir dem Kreuzfahrtschiff ‘Monarch’. Es ist mit 15 Knoten auf dem Weg nach Funchal. Einige Frachtschiffe und Tanker geben als Zielorte beispielsweise USA, Kolumbien, Gibraltar oder Spanien an. Sie fahren mit 10-15 Knoten meist langsamer als sie könnten. Das hängt mit der grossen Überkapazität von Seeschiffen zusammen. Diese sollen nicht unbedingt möglichst schnell am Ziel sein, sondern möglichst wenig kosten. Dazu gehört auch, dass der Treibstoffverbrauch optimiert wird.

Der dritte Tag ist schwachwindig. Unsere Maschine läuft fast den ganzen Tag. Mittwochs um 1550 haben wir ein Etmal von 148 nautischen Meilen.

+ + +

Mittwochnachmittags – der vierte Reisetag fängt gerade an – da tauchen zunächst Madeira und dann das vorgelagerte kleinere Porto Santo auf. Bis Sonnenuntergang werden wir irgendwo den Anker werfen. Seit Lissabon haben wir 495 nautische Meilen auf See zurück gelegt (etwa 920 Kilometer).

Ein Segelschiff ist bekanntlich ein eher langsames Fahrzeug. Trotzdem kommt man damit in überschaubarer Zeit weit, weil man rund um die Uhr unterwegs ist. Das Schiff wird dabei praktisch immer vom Autopilot gesteuert.

So, nun freuen wir uns über die gelungene Überfahrt, und auf Porto Santo und Madeira!

Lisbon to Madeira – 2nd day

There swims a fish wish bloody lips through Atlantic Ocean. His problem actually started because he was strong enough to bend back two of the three hooks on our new 20cm fishing lure. At least he could free him before ending up in sushi rolls. More important is that we are now closer to Morocco’s coast than to European main land. So it seems that we are in Africa, at least geologically. “Hello Africa, here we come, with joyful minds…!”

The night was very dark. It was not possible to distinguish a line between water and the cloudy sky. We felt a bit alone out there. Nightly winds were low again. As our speed dropped below 4 knots for some time we fired up the engine. Around noon the light half wind (straight from the side) still remains at 6 knots. Perhaps this would be the time to hoist the light wind sail. But to be honest, I think that I should stay at the fishing line, and keep the engine going.

Everybody had a good sleep. It seems that we are slowly adapting to the new conditions on the big blue around the clock. This is good news as everybody felt a bit shaky by yesterday evening. We exchanged our morning coffees against vitamin C for the last couple of days. Some say that this helps to avoid sea sickness, and we went well with this recommendation so far.

Apropos ‘big blue’: Do you know why Ocean sailors call themselves ‘blue water sailors’? Having the sun in the back, one can see it, the deeply shining fancy blue color of the water in the open sea. Even though we heard about this marvelous tone of blue and have seen Oceans many times from air planes, we couldn’t imagine how blue it really looks from a boat. Why don’t they paint cars like that? Everybody would want to have one!

And yes, it feels great to be South of Turkey, South of Sicilly, South of Gibraltar. By tomorrow evening, we should even be South of Casablanca! The water gets bluer, and a tasty smell of African herbed chicken escapes from the galley (ships kitchen). Life is so good these days!

At 1550 board time our past 24 hour traveling distance is again 151 nautical miles.

Von Lissabon nach Madeira – 1. Tag

Nach langem sind wir wieder einmal mehrere Tage am Stück unterwegs. Es geht von Lissabon nach Porto Santo, einer Madeira vorgelagerten Insel. In Lissabon haben wir in der Marina von Oeiras noch unsere Dieseltanks gefüllt. Mit den 400 Litern könnten wir den ganzen Weg bis Madeira motoren. Das ist aber nicht nötig, denn dank einer stabilen Windlage mit 12-15 Knoten aus WNW und geringer Welle geht es hervorragend voran. Einzig nachts sind wir während einiger Stunden mit 4-5 Knoten gedümpelt. Ansonsten geht es mit 6.5 – 7.5 Knoten zügig weiter.

Nach gemütlichen fünf Wochen entlang der iberischen Westküste müssen sich alle wieder an die ständigen Bewegungen des Schiffes angewöhnen. Das ist gerade für die Kinder am morgen mühsam, wenn sie sich aufwachen und alles schwankt.

In diesem Zusammenhang kam auch der Brüller des Tages zustande: “Papa, warum hast du eigentlich ein Schiff gekauft und nicht ein Flugzeug?” Ja, damit käme man natürlich viel schneller in die Karibik.

In den ersten 24 Stunden seit der Abfahrt von der Tanke haben wir 151 nautische Meilen geloggt.

She made my day!

It seemed to become a nice day yesterday. Our trip from the Spanish village Portosin to an anchorage bay around Cabo de Cruz offered some wildlife experience which was new to us. Motoring down beautiful Galician coast lines we spotted an area with hundreds of seagulls quietly resting on the sea surface, kind of unusual. We changed course right into the seagull’s place to find the cause for that gathering. It didn’t take long to find the reason: Thousands over thousands of crabs were floating there, just below water surface and the birds apparently enjoyed a big eating party.

Somewhat later and after steering around stunning rock formations into Ria Arousa, our traveling direction had changed so that the little bit of half wind just seemed to be enough to sail for the last hour of the day. Out came the furling mainsail. A furling main sail is a main that rolls into the mast for stowing it away. Due to the easy conditions I was a bit too relaxed with controlling the tension of the outhaul line. In short words, the upper part of the sail got jammed inside the mast. From below we couldn’t see what exactly was wrong. The sail just wouldn’t roll neither in nor out, at least not much. A jammed main can easily become a serious problem, for example in a storm or on a gusty day with the shore on the ‘wrong’ side.

As low winds were forecasted for the next 48 hours, we proceeded to our anchorage bay under engine again. Bumping into a heard of eating dolphins was a pleasure but it didn’t solve the problem with our main. Having the anchor dropped, we decided to cook our dinner and wait for ‘manjana’ to fix the sail. The night was calm, with the main sail up.

Now comes the new day, and what made this day. Fixing the jammed sail is another job which requires one person to be hoisted up the mast. Manuela volunteered, in fact that was the better solution because hoisting myself up would require a body builder. So up she went, armed with our two biggest screw drivers and a Swiss Army knife for the case of further emergencies, for example if one finger would got jammed as well. That wasn’t going to be an easy job, that was for sure. Manuela is anyway better with undoing crazy tough knots and the like, and an extra portion of patience would certainly also be helpful. I’m better with pressing the buttons which would turn the motor to drive the main a bit in and then two mills out again. In fact, I got dozens of in-and-out commands and executed each one without any comment. Down came some funny noises, like on a women tennis court, quite an appealing sail problem.

Sitting in the cockpit next to my buttons I was already thinking who to call in case we couldn’t solve the issue by ourselves. Perhaps Carmela, Office Manager in the Club Nautic Portosin could recommend someone around Cabo Cruz who was good in fixing jammed sails. Just yesterday when checking out, she offered that we could call her, should we run into troubles. That was the friendliest of the friendly marina staff I have ever seen.

At my next glimpse up the mast I realized the the main now looked considerably better. Apparently, Manuela managed the worst part of it, and soon the command came to fully roll in and then haul out the sail for checking the full functionality. It worked, and my heart was – once more – jumping with joy.

My estimation was that it could take beyond three hours and a couple of new words for the kids to get this item solved. Instead, Manuela made it within one hour only and in silence (apart from the tennis, you know…). Moreover it should be mentioned here that she had fear of heights for the last decades, and working 18 meters above sea level, held and secured by two steel wires is definitely something which is well included in such fears. That even elevates her achievement of the day.

So Manuela received warm congratulations from the entire crew and enjoyed the second half of the day without any further house keeping or cooking or any other duties ;-). I gladly noted that my relaxed sail setting didn’t end up in one or two days of trouble, perhaps with many bucks gone.

Here I have to state that I would never trade in our fully electric driven furling main sail, also not after this nasty experience which, yes, left a couple of red drops on our main, nothing bad. Too many are the advantages. A yet unsolved issue however is that the bimini (cockpit shadow cloth) prevents direct sight to the main. That means that the one operating the main cannot really see what he is doing. This remains an open point for the time being.

Sonntag auf der Biskaya

Unser Sonntag auf der Biskaya war gemütlich und abwechslungsreich. Am frühen Samstagmorgen sind wir in England gestartet, zu unserem ersten weiten Sprung, in einem Stück bis nach Spanien. Dabei überquert man zunächst den Ärmelkanal, und dann geht’s in einem Zug über die Biskaya, nach La Coruna. Auch mit dem Auto wäre das eine sehr lange Fahrt. Man würde zunächst ein Stück die englische Küste rauf, dann mit der Fähre über den Kanal, durch Frankreich bis nach Biarritz, um dann von Bilbao her die lange und schöne spanische Nordküste in Richtung La Coruna abzufahren. Wir haben Glück und können fast Luftlinie fahren. Am frühen Dienstagmorgen werden wir wohl in den spanischen Hafen einlaufen.

0 Uhr: Seit Stunden kommen wir bei 15 Knoten Halbwind, kleiner Welle und gutem Gezeitenstrom mit teils über 9 Knoten voran. Wir passieren die Insel Ouessant westlich. Bereits zum zweiten Mal auf unserer Reise fahren wir durch französische Gewässer, ohne einen Stopp an Land einzulegen. Noch viele Stunden werden wir das helle Licht den Ouessant-Leuchtturmes am Horizont erkennen.

2 Uhr: Der Sohnemann hat sich unter drei Decken auf der Cockpitbank eingemummelt, und schläft nun tief. Tapfer hat er Nachtwache gehalten, die schnell ändernden Fahrtrichtungen der Fischer auf dem Plotter verfolgt und darauf geachtet, ob unser Kurs frei ist von anderen Schiffen. Mir bleibt das Licht von Ouessant. Die typisch französischen Staccato-Funksprüche werden immer weniger.

4 Uhr: die stets neu gestellte 20-Minuten-Eieruhr weckt mich einmal mehr auf. Einige Fischerboote vor uns sind noch etwa 2 Stunden entfernt. Das Radar zeichnet jedoch eine grosse Reflexion auf die elektronische Seekarte, grösser als jedes Schiff. Es ist eine Regenzelle. In der Nähe fällt der Wind erst mal zusammen. Ich rolle die Genua weg und umfahre die Zelle, um nicht in die Böenzone zu geraten.

6 Uhr: Manuela hat vor einer Stunde die Wache übernommen. Ich habe sie schlafen lassen, solange es irgendwie ging. Bei tiefster Müdigkeit erlebt man es als ein grosses Privileg, wenn die Wachablösung umgehend kommt, und man sich einfach hinlegen kann. Kurze Zeit später fällt unsere Geschwindigkeit unter 4 Knoten. Zeit für den Dieselwind. Die Genua wird erneut weggerollt.

8 Uhr: Die Morgensonne wärmt, die mondhelle Nacht ist längst vorbei. Wir hatten die ganze Nacht über Besuch von Delfinen. Wenn man sie nicht schon vorher gesehen oder platschen gehört hat, so hat der Flachwasseralarm angezeigt, dass wir nicht alleine sind: Wenn im weit über 100 Meter tiefen Wasser plötzlich nur 2 Meter Wassertiefe angezeigt werden, dann war einer der schönen Tiere gerade unter dem unserem Echolot durchgeschwommen.

10 Uhr: Nun endlich bekommen auch die Kinderaugen viele Delfine zu Gesicht. Es ist ein grosses Aahhh und Oohhh, gefolgt von Klatschen für besonders tolle Delfin-Sprünge. Zum Frühstück wird das letzte Konfi-Glas mit Igiser Erdbeeren geöffnet, wir werden sie schon bald vermissen.

Zu unserem Sonntagmorgen gehört jeweils auch das Öffnen einer der 52 kleinen Rollen aus einer gelben Dose, welche wir zum Geburtstag geschenkt bekommen haben. Die Rollen sind kleine Zettel, auf denen ein Wunsch, eine Lebensweisheit, oder ein Bibelspruch steht. Heute ging es darum, dass man für andere ein Segen sein kann. Wir besprechen das mit den Kindern, und sie freuen sich darüber. Gerade auch bei solchen Gelegenheiten denken wir gerne an den warmen und berührenden Abschied, den wir von unserer reformierten Kirchgemeinde erhalten haben.

12 Uhr: Bei Windstille und wellenlosem Wasser lässt es sich in der Bordküche besonders gut arbeiten. Trotzdem sind wir froh, nur das nötigste machen zu müssen: Manuela hat nämlich bereits in England vorgekocht. Obwohl sich der kardanisch gelagerte Gasherd permanent den Schiffsbewegungen anpasst, will man unterwegs möglichst kurz mit Gasherd, heissen Pfannen und siedendem Wasser hantieren.

14 Uhr: Den Kontientalsockel, der wegen seiner Wellen so berüchtigt ist, haben wir im Flachwasser überquert. In diesem Falle hat uns die Windstille sehr geholfen, und wir sind froh, nicht schon einen Tag früher ausgelaufen zu sein. Tatsächlich haben wir nun 4800 Meter Wasser unter uns. Wichtig auch: jetzt sind wir erstmals auf unserer Reise südlich von unserem Wohnort in der Schweiz! Zunächst fallen die Faserpelze, später auch die Pullis darunter. Auch an der Temperatur wird offensichtlich, dass wir südlich fahren.

16 Uhr: Unsere Angelrute ist jetzt endlich im Betrieb. Wir haben in England Makrelenköder gekauft, Drei Fischhaken an einer Leine, jeder mit einer farbigen Feder dran. Bis am späten Abend wird kein Fisch anbeissen. Vielleicht bräuchten die französischen Makrelen blau-weiss-rote Federn statt das blau-rot-weiss des Union Jack? Vielleicht liegt der Misserfolg auch daran, dass es hier keine Makrelen gibt, oder dass wir als Fischer-Greenhorns anstatt eines Bleigewichtes eine chromglänzende Schraubenmutter hinten an unsere Schleppleine gehängt haben.

18 Uhr, ganz grosses Kino: Ölig liegt die See, und lustlos flappt unser Grosssegel in der geringen Dünung hin und her. Wir lassen es lediglich stehen, weil es die seitlichen Schiffsbewegungen dämpft. Ich bin gerade auf dem Weg in die vordere Kabine zum Vorschlafen, da sieht Manuela ihn als erste, einen Walfisch, wohl fast so lange wie unser Schiff. Seitlich kommt er auf uns zu, und wir überlegen, ob wir verlangsamen sollen, um nicht zu kollidieren. Schliesslich geht der Wal aber einige Meter hinter uns durch. Die Angelhaken lässt er zum Glück in Ruhe. Wir sehen ihm nach wie er seine Fontänen ausstösst. Wunderbar.

20 Uhr: Stündlich ruft Junior auf dem Seefunk in Englisch unsere Kollegen von der kanadischen Yacht auf. Wer sich wohl schon alles an die Kinderstimme gewöhnt hat? Die Küstenwache hört uns sicherlich nicht mehr, wir sind längst ausserhalb Funkreichweite zum Land. Unsere Kanadier waren ausserhalb des Verkehrstrennungsgebietes gefahren, wir innen durch. Das hat uns wohl ausser Funkreichweite gebracht.

22 Uhr: Der Junge ist heute müder als sonst ins Bett gefallen. Nun will die Tochter Nachtwache schieben. Wir suchen auf dem iPad nach Sternbildern. Schon bald aber zieht sie das Bett der harten Cockpitbank gegenüber vor.

24 Uhr: Die Schweizerflagge leuchtet im Licht der LED-Achterlaterne in kaltem Rot und Weiss. Ich geniesse es, die Schweizerflagge übers Meer zu führen. Seit fast 18 Stunden schiebt uns der Motor durchs Wasser. Die neuesten Wetterdaten zeigen, dass Flaute noch viele Stunden anhalten wird.

Rundherum hat es Wasser am Horizont, der sich bei Vollmond erhellt vom Meer absetzt. Einige Schleierwolken stehen in fahlem Weiss am Himmel. Heute funkeln nur die hellsten Sterne. Weit und breit ist nichts als Wasser. Wir sind alleine, und es ist schön, hier zu sein.

Navigation in Southern North Sea

Navigation in Northwestern Europe is fantastic. There are various components to be considered before departing, and also on the way. This turns route planning into a strategic game with many tricky components.

Next to geography and wind direction and force, the perhaps most important item is the tidal streams. Tidal streams are motion of the entire sea, depending on actual position of earth and moon. The vast mass of moon works as a field of gravity for things on earth. If that thing is a large area of liquid (e.g. the sea), the weak gravity of moon is still strong enough to makes the liquid on earth moving. Wherever the water is drawn into a corner of land mass where it can no longer move to the side, then the sea water level will rise.

Why is this of importance to us as sailors. Lets say that a boat is traveling with a speed of 6 knots (this is what we want to see as an average). The current of the water we are travelling in has a speed of 1.5 knots. The boat against the current makes good only 4.5 miles per hour, whereas the boat going with the current makes 7.5 miles. A distance of 22.5 miles is therefore made in either 3 hours or 5 hours. Our average daily traveling distance in this first phase of out trip is however 32 nautical miles (60km).

The tide certainly doesn’t start to flow into your direction at the time you are
ready to leave. We use tidal stream maps and tables and plan departure times usually for the two traveling legs in ahead. Markus likes this game very much and will miss it, once we leave North Sea (tonight) and the English Channel (in about 2 weeks time.

By the way, doing a regatta in tidal waters requires a lot of knowledge, especially when there are submerged sand banks with changing water depth. The stream will usually be quicker in the channels, and an almost won regatta can be lost if your final course leads through shallow waters.

My regatta skipper George always said that regatta sailors are often the better cruisers. And yes, four Dutch sailing yachts confirmed that it could be like that. Three days ago, those guys were racing down the coast, ourselves being far more away from the land. For many hours it seemed that they would arrive in Scheveningen before us. The slightly bent coast line however made them going straight against wind and wave for the last two hours, and this was why we got the last nice berth in the harbor, not one of them. I was jumping with joy!

What other complications can be found out there? The better issues are objects which do not move, such as huge wind farms, containing dozens of wind mills, or off shore drilling platforms for oil or natural gas. There are fish and mussel farms, same as hundreds of ship wrecks sea bed cables and munition deposing grounds from the past. Better don’t drop your anchor there.

Movable things can include commercial vessels, and if you check on ship tracking sites such as http://www.marinetraffic.com you can easily spot that the Southern North Sea belongs to the sea areas with one of the densest cargo ship traffic in the world, same as Strait of Malacca in Singapore area.

Our issue with this is that from time to time, we have to cross this well organized shipping lanes. The big guys are usually 3 to 5 times as fast as we are. With some optical aids and transponder information from everyone, we can estimate quite well where we can still go and where we should better wait until the big guys have passed. In a shipping lane which is marked like that on the map, these guys have priority. In a more coincidental vessel crossing far out on the sea, it is the sailing vessel who has right of way, at least in theory.

When we come to the conclusion that there is still room enough to pass on front of a commercial vessel, then we want to be sure to have a plan B in case our propulsion fails in front of the other’s bow. He cannot stop, perhaps just change course by two or three degrees. For this reason we always call the big guys on the VHF radio before passing ahead of them.

Other things which are there on and off can be fishing vessels or army firing exercise. Whereas army exercise is broadcasted on the VHF, the fishing vessels move totally unpredictable, as the fish goes. These can be the toughest ones especially if sailing at night in coastal areas. It is sometimes difficult to understand where the fishermen are going, particularly when many lights from land interfere with the fishing vessels lights.

That can be what’s going out there. Usually we love it, sometimes we hate it, for example if one cannot go to the toilet just because fish have no plan where to go next 😉

Wir leben uns ein

Nun haben wir die ersten Reisetage hinter uns. Es gibt immer noch unglaublich viel zu tun, und darum kommt der erste Reisebericht auch erst jetzt. Die Tage auf See haben viele Facetten, und das wichtigste ist, dass noch keine(r) ausgestiegen ist, obwohl sich beide Kinder am ersten Wellentag nach Hause gewünscht haben.

Zunächst berichten wir jedoch über unser Beiboot. Ein Beiboot braucht man, um vom Ankerplatz an den Strand oder zum Steg des Supermarktes zu kommen. Irgendwie hatte unser Beiboot letztes Jahr schleichend den unschönen Namen “GUMMISAU” bekommen. Das kam wohl daher, weil es wie die meisten Beiboote aus Gummi ist, und weil der 4PS Ausserborder Spass macht. Trotzdem ist “GUMMISAU” kein Name, mit dem man bei anderen Boatkids auftrumpfen kann. So musste vor Abfahrt in Makkum also unbedingt noch ein passenderer Name her. Namen für Beiboote sind nicht unüblich. Sie heissen gelegentlich LIZZY, BART, oder JAMES, und wenn Kinder dabei sind schon mal NEMO. Unsere Namensauswahl habe ich schon wieder vergessen, aber jedenfalls wurde das Beiboot nach einigem Hin-und-Her auf den klingenden Namen DORIE getauft.

Dorie ist die Fisch-Filmfreundin von Nemo. Im Film ist Dorie ein hübsches blaugelbes Fischmädchen, anfänglich sehr vergesslich, zuweilen etwas unentschlossen und schwer auffindbar. Unsere alte GUMMISAU war bislang stets zuverlässig, und wir hoffen, dass sie ihren vorzüglichen Charakter auch als DORIE wahrt.

Sodann wollten auch die Lehrerin und der Lehrer an Bord einen eigenen Künstlernamen haben. Wir haben nach lustigen Lehrernamen gegoogelt, und Namen wie Herr Tollkühn und Frau Bitter gefunden. Die Abstimmungsunterlagen waren schnell gemacht, und schliesslich ergab eine demokratische Wahl, dass unsere Lehrerschaft Herr und Frau Anders heissen. Schon in der ersten Schulstunde hatten unsere Schüler raus, dass die Schule von Herr und Frau Anders nicht gleich ist wie die Schule zu Hause.

Mittlerweile kommen wir ganz gut voran. Das konnten wir heute besonders gut erkennen, als wir die Kartensätze von Holland und von Belgien wegpackten. Wir sind nun im Südwesten von Belgien, und brauchen diese Seekarten nun nicht mehr. Die zeitlich günstig liegenden Gezeitenströme und das halbwegs passende Wetter erlaubte uns, einigermassen im Zeitplan zu bleiben. Der Zeitplan sieht vor, dass wir bis Ende Juli die 640 Seemeilen (1200km) bis Falmouth im Südwesten von UK erreicht haben. Wir wollen bis Ende Juli da sein, weil dann die meteorologischen Bedingungen für die Überquerung der Biskaya zumindest statistisch gesehen am besten sind.

So wollen wir nun vor allem Meilen machen, und ob wir diese segelnd oder motorend zurücklegen ist uns ziemlich egal. Deshalb fahren wir zzt immer den direkten Kurs unter Maschine. Die Segel rollen wir zusätzlich aus, wenn die Windrichtung und die Windstärke es erlauben. Man nennt dies Motorsegeln.

Von den windigen Tagen war einer unangenehmer als der andere, weil die Winde die Wellen aufbauen. Wenn dann noch der Gezeitenstrom gegen den Wind geht, entsteht eine kurze steile Welle. Die Wellen kommen häufig aus derselben Richtung wie der Wind. Und wenn man genau gegen den Wind fährt, so wie es für diese Jahreszeit und unsere Reiseroute üblich ist, dann schiebt der Motor uns über die Wellen drüber und der Bug stampft hoch und nieder. Die Wellen sind schliesslich auch der Auslöser für die Seekrankheit. Die gute Nachricht ist, dass sich meine Crew mittlerweile schon ganz passabel an diese unangenehmen Bedingungen gewöhnt hat. Gestern hat niemand mehr davon gesprochen, dass er oder sie lieber aussteigen möchte.

Alle haben sich an unseren Schiffsalltag gewöhnt. Die Kinder dürfen an den Reisetagen abwechslungsweise den Essens-Chef machen. Der Essens-Chef bestimmt, wann was in welcher Menge auf den Tisch kommt, und bereitet die Sandwiches, Suppen, Gemüse oder Früchte und Süsses zu. Ein grosses Geköch kann man unterwegs nicht machen. Für einen langen Tag kocht man vor.

Unsere Routenplanung sieht vor, dass wir kommende Nacht vier Stunden gegen den Strom nach Frankreich fahren, um dann ideale Strömungsbedingung für die Querung und Durchfahrt der Strasse von Dover vorzufinden.

Wer unsere Position verfolgen möchte, kann hier unsere Übernachtungsorte und einen Kurzkommentar zum Tagesgeschehen einsehen: https://yuana.life/about/

In Landnähe empfangen Funker die Signale unseres AIS-Transponders. Die Echtzeit-Position ist dann hier ersichtlich: https://www.marinetraffic.com/de/ais/home/shipid:3994976

Manchmal is diese Seite besser:

https://www.vesselfinder.com/vessels/YUANA-IMO-0-MMSI-269108440

We are sailing!

We left our base in Makkum today at 12h45 local time and passed the Kornwerderzand water lock one hour later. The water lock connects the IJsselmeer (sweet water) with the Waddenzee (salt water). The outflowing tide now helps us reaching the Marina of Oudeschild on the island of Texel within two hours. This first leg is a particularly short on but hey, we are on our way!